Heimkomplex oder Massenhypnose?

04.09.2005  TuRa II - SC Neheim III  1:4


Auch nach dem zweiten Heimspiel der Saison steht TuRa II mit leeren Händen da.

Gegen die Dritte Mannschaft vom SC Neheim setzte es eine deutliche 1:4 Klatsche, auch in dieser Höhe absolut verdient. Dem engagiert kämpfenden Torwart Christian Pingel, übrigens der einzige TuRa- Akteur, der sich heute als des Fußballspielens mächtig erwies, sowie dem Aluminium des Torgehäuses ist es zu verdanken, dass die Demütigung nicht noch deutlicher ausfiel.

Nach der indiskutablen Leistung der letzten Woche hatte Trainer Veltins das Team auf gleich mehreren Positionen verändert.
Rotsünder Ünal war ohnehin gesperrt, Hans verletzt, Eldin bekam zunächst eine kleine Denkpause auf der Ersatzbank. Für ihn kam Giuseppe „Pepe“ zum Einsatz, der sich als Verstärkung von der Ersten Mannschaft zur Verfügung stellte. 
Auch Libbo, der in der Woche durch sein Engagement beim Training einen guten Eindruck hinterlassen hatte, durfte zum ersten Mal von Anfang an ran.

Vor dem Spiel setzte es zunächst noch einmal eine massive Kritik an der Mannschaftsleistung im vergangenen Spiel gegen Erlenbruch.
Bereits im Laufe der Woche griff Veltins die Probleme des Erlenbruchspiels auf.
Jetzt sollten die Spieler beweisen, dass sie in der Lage sind, auch ordentlichen Fußball zu spielen, sich auf die eigenen Stärken zu berufen und konzentriert über 90 Minuten hinweg Leistung zu bringen.

Ob das Sportheim auf einer ungünstigen Wasserader gebaut ist, die negative Auswirkungen auf die Übertragung von Schallwellen hat? Ob der dezente Bier-Duft, den die Zapfanlage im Sportheim ausströmt, das Wahrnehmungsvermögen beeinträchtigt? Ob unheimliche Mächte mit Hypnosewirkung die Spieler vor dem Einsatz beeinflussen? Man kann es nur vermuten, aber irgendwo dran muss es ja einfach liegen, dass die taktischen Maßgaben und Worte des Trainers bei den meisten Spielern auf taube Ohren zu treffen scheinen.

Kaum war das Team auf dem Platz, waren alle Mahnungen und Forderungen wohl nichts weiter als Schall und Rauch. Nix war es mit konzentrierter Erfüllung der Aufgaben. Die Zuschauer, bei denen u.a. Küppelkampf-Kritik-Koriphäe Jolly sein Saisondebüt gab (Gerüchten zufolge hatte er einen hilflosen Fahrgast in seinem Taxi genötigt, bei laufendem Taxometer bis zum Ende des Spiels auf ihn zu warten...), Ersatzspieler, Schieds- und Linienrichter, sowie die Spieler des SC Neheim III sahen von Beginn an nur eine Mannschaft wirklich erfolgreichen Fußball spielen, nämlich die der Gäste aus Neheim. (Was die Freienohler Spieler gesehen haben, kann nicht genau nachvollzogen werden, da die meisten TuRaner träumten oder tranceartig über den Platz irrten).

Das alte Leid war an allen Ecken und Enden zu beobachten: Halbherziges Agieren, zaghaftes Zweikampfverhalten, mangelhafte „Bewegung“ ohne Ball. Dazu noch fehlende Kreativität im Spiel nach vorn. Meistens wurden die Bälle, sofern TuRa denn mal in Ballbesitz kam, mangels Anspielmöglichkeiten blind nach vorne geschlagen (schlecht) oder in der eigenen Hälfte vertändelt (NOCH schlechter!!).
Sogar ansonsten souveräne Leistungsträger ließen sich von der Nervosität und fußballerischen Armut anstecken und zu haarsträubenden Fehlern hinreißen.

Besonders anfällig waren u.a. die Außenflügel: Immer wieder konnte Neheim mit zugegebener Maßen wirklich gelungenen Steilpässen auf ihre schnellen Außenstürmer die Freienohler Abwehr aus den Angeln heben.
Bezeichnender Weise fiel dann in der 26. Minute auch die 1:0 Führung der Gäste in Anschluss an eine Flanke von Außen in den Strafraum. Munteres Ballgestocher: Jeder darf mal den Ball kicken, kein Freienohler will das wirklich. Konfuses Verwirrspiel der Freienohler Abwehr nach dem Motto: „Ich hab den Ball gleich, hau DU ihn raus! Oooops, dann eben ein anderer..“ Hätte nicht ein Neheimer Spieler Erbarmen gehabt und den Ball ins Tor bugsiert, die TuRa-Abwehr hätte sich wohl selber schwindlig gespielt...

Nach 32 Minuten räumte Libbo das Feld und machte Platz für Goldi.

Zur Halbzeit blieb es beim 0:1. Ein 1:4 wäre durchaus auch möglich gewesen. Kampi nämlich hatte Pech mit einem gefährlichen Freistoß. Auf der anderen Seite rettete der überragende Pingel zweimal im Rauslaufen gegen einen Stürmer der Neheimer, die zudem noch den Pfosten trafen.

In der Pause dann das inzwischen leider anscheinend schon obligatorische Donnerwetter von Trainer Veltins, der Dennis Kordel gegen den O-2–Wundergetränk-gestärkten Eldin auswechselte.

Same procedure as last week: Traineransprache? Kritik? - Rechtes Ohr rein, linkes Ohr raus...
Die zweite Halbzeit bot eine erschreckende Parallele zum letztwöchigen Erlenbruchspiel (mal abgesehen von irgendwelchen disziplinarischen Ausrastern...). Bei einigen Spielern war zwar eine Besserung im Zweikampfverhalten zu beobachten.
Individuelle Fehler und eklatante Schwächen im Stellungsspiel blieben jedoch erhalten, nahmen sogar noch zu.

50. Minute. Ein Wachrüttler: Einen Kollektivschlaf der Freienohler Abwehr nutzt ein Neheimer zum munteren Slalom-Lauf, den er mit einem Lattenschuss abschließt. Und siehe da: Plötzlich bahnt sich eine Art gefährlicher Konter von Seiten der Freienohler an: Zwei Stationen, Steilpass... Leider steht Pepe allerdings knapp im Abseits...

In der 55. Minute dann gewissermaßen die Vorentscheidung: Ballverlust durch den heute etwas unglücklich agierenden Horst kurz vor der Mittellinie. Bärenstark wirft sich Torwart Pingel dem Angreifer entgegen, kann die Situation klären. Leider wird er jedoch von seiner Hintermannschaft kläglich in Stich gelassen. Ein weiterer nachgerückter Neheimer nimmt den Ball auf und schiebt ihn zum 0:2 ins Tor. 

Fast identisch zum 0:2 dann die 70. Minute (inzwischen war Wrede für den angeschlagenen Bölte gekommen): Wieder kann Pingel die individuellen Fehler seiner Teamkollegen mit einer Glanzparade ausbügeln. Wieder erntet seine Aktion keinen Erfolg. Wie Statisten schauen seine Teamkollegen zu, wie der von ihm abprallende Ball in Neheimer Besitz gelangt und zu einem kläglich freistehenden Angreifer weitergeleitet wird. 3:0.

Als wirklich keiner mehr damit gerechnet hatte, konnte Horst in der 80. Minute, nach Vorlage des im Sturm ordentlich kämpfenden und ackernden Pepe das 1:3 machen. Ein Aufbäumen (schließlich waren noch 10 Minuten zu spielen...)?? Mitnichten. Nur ein Versuch, das Ergebnis noch ein bisschen weniger deprimierend zu gestalten. Dieser Versuch scheiterte allerdings: Kurz vor Schluss stellte Neheim mit einen abgefälschten Distanzschuss die alte Tordifferenz wieder her.

Fazit: 
Statt des aufgrund des Spielplans erhofften guten Saisonstarts muss man bei gerade mal 1 mageren Punkt aus zwei Heimspielen und einem Auswärtsauftritt von einem klassischen Fehlstart sprechen.

Quo vadis, TuRa II ???



Aufstellung:
Pingel – Matz – Bölte (Wrede, 55.) – Horst – Kampi jr. – Saschbe – Libbo (Goldi, 32.) - Bro - Flüchter – Kordel (Eldin, 45.) - Pepe

Tore: 
0:1 Neheim (25.) , 0:2 Neheim (50.), 0:3 Neheim (70.), 1:3 Horst (80.), 1:4 Neheim (87.)

Zuschauer: 
Chefkritiker Jolly, Fussball-Experte Lulu + Nachwuchs, Mietzschboy 

Linienrichter: 
Hans

 

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