Lob, Respekt und Anerkennung...

22.09.2005   Rumbeck II - TuRa II   2:3

 
Nur 1 mageres Pünktchen aus den letzten vier Spielen, die Moral zwar noch ganz in Ordnung, aber das Selbstvertrauen stark angeknackst. Nicht gerade rosige Voraussetzungen für das Derby bei der zweiten Mannschaft vom TuS Rumbeck. Das Reserve-Team von jenseits des Oevendorfs muss als eine der Überraschungen der noch jungen Saison angesehen werden. Mit 7 Punkten punktgleich mit der Ersten, aufgrund des besseren Torverhältnisses sogar einen Platz besser als das Rumbecker Aushängeschild.

Mit einer völlig neuen Marschrichtung versuchte Trainer Veltins das spielerische Potential seiner Schützlinge hervorzukitzeln. Schluss mit dem selbstverpflichtenden Erfolgsdruck hin zum wesentlichen: Dem Spaß am Fußball!! „Spuilts Fussball“ sagte schon der Kaiser Franz. Was bei der WM 1990 oder dem FC Bayern klappt, sollte doch eventuell auch in der Kreisliga C zum Erfolg führen...

Die Köpfe frei (Goldi’s geflügelte Worte: „Wenn wir gegen DIE nicht gewinnen, gegen wen dann?“ wurde zum TABU erhoben), ging es ab Richtung Rumbeck. Erstmals fuhr man direkt dorthin und verzichtete auf das Umziehen in der heimischen Kabine, ging man doch davon aus, dass die heilgen Seppi-Katakomben vor Ort nun endlich fertig gestellt wären.

Ein Trugschluss, wie man beim Eintreffen erkennen musste. Ebenso wie der (übrigens völlig absurde) Gedanke, dass jemand die Trikots mitgenommen hätte...

So standen die tapferen Tura- Recken nun kleiderlos und kabinenlos verloren auf dem Rumbecker Platz, wo sich die gegnerischen Spieler schon mit einem bunten Plastikball und Fliesenschleppen aufwärmten. Für eine Umkleidekabine war schnell gesorgt: Man verwies uns in die obligatorischen Kabinen am ehemaligen Sportplatz. Dieser ist inzwischen nach dem brisanten Gifterde-Skandal der 90er Jahre in einen schnuckeligen Kinderspielplatz (!!) umgewandelt worden. Da sage noch mal einer, es würde sich niemand um das Wohl unserer Kinder kümmern...

Fehlten jetzt also nur noch die Trikots. Todesverachtend schnappte sich deshalb Bölte den Ehrenbetreuer Gonzo und heizte mit seinem feuerroten ARH-Mobil Richtung Trikotzentrale in Olpe. Dort schnell die Trikots gekrallt, ab zurück zum Ort des Geschehens. Unterwegs dann noch einen Polizei-Fotoshop mit Vollbremsung von 120 auf erlaubte 70 Sachen veräppelt...

Es konnte also endlich losgehen, war ja immerhin schon zehn nach sieben. Doch wo war der Schiri??
Die wildesten und schlimmsten Befürchtungen und Gerüchte machten die Runde: „Oje.. gleich kommt bestimmt der Seppi..“ „Nä... bestimmt wieder unser toller Hecht von Bachum / Erlenbruch..“

Letztendlich kam dann doch ein völlig anderer, uns unbekannter Kandidat, der dann um 19:20 Uhr die Spieler endlich zur Arbeitsaufnahme bitten durfte. (Die Verspätung machte übrigens unserem TAXIC AVENGER Jolly, der sich nach Anstoß als Zaungast der munteren Fanschar anschloss, etwas zu schaffen. O-Ton: „Oje... Jetzt muss ich mir sogar noch die ERSTE Halbzeit von dem Gegraupe ansehen. Pffft...“)

Alleine aus optischer Sicht hatte TuRa das Spiel eigentlich schon im Vorfeld entschieden. Schließlich konnten wir Carina Werner als (wahrscheinlich erste Freienohler Linienrichterin) aufbieten. 

Los ging es also. Und zwar mit dynamisch druckvollem Spiel der Freienohler. Nichts war zu sehen von der Nervosität der letzten Spiele. Der Ball wurde gekonnt in den eigenen Reihen gehalten. Das Spiel über außen lief auch erstmals so, wie sich der Trainer und die Zuschauer es sich vorstellten. 

Es liegt in der Natur der Sache, dass konzentriertes schönes Spiel auch unweigerlich zu hochkarätigen Torchancen führt. Und die ergaben sich schon zu Beginn beinahe im Minutentakt.

4. Minute: Horst tritt einen Freistoß aus ca. 30m. Dieser brandgefährliche Schuß wird jedoch von einem Rumbecker entschärft.

7. Minute: Eldin aus 25m – über das Tor

12. Minute: Hans tritt einen Eckball. Pepe hat Pech: Sein perfekt angesetzter Kopfball wird durch einen schier unmenschlichen Reflex vom gegnerischen Keeper pariert.

13. Minute: Aus dem Durcheinander nach der Ecke springt der Ball zu Hans. Direktabnahme!! Leider nicht richtig getroffen. Dennoch gefährlich: Der Ball trudelt nur wenige Zentimeter am linken Pfosten vorbei.

Mitten hinein in diese Sturm- und Drangphase der TuRaner, urplötzlich die 1:0 Führung der Rumbecker. Ein langer Pass, Abstimmungsprobleme in der Abwehr. Kossi stürmt aus dem Kasten, doch kann nicht verhindern, dass ein gegnerischer Stürmer den Ball über ihn hinweg ins Tor köpft. Wir notieren für die 18. Minute: Das Spiel ist auf den Kopf gestellt...

Denn weiter ging es mit dem Sturmlauf der Freienohler, zwar aufgrund des Ärgers über das Gegentor nicht mehr sooo flüssig wie bisher, jedoch immer noch eindrucksvoll.

25. Minute: Eldin nimmt einen langen Pass aus dem Mittelfeld an. In fünf Metern Abstand zum Tor, steht er nur noch dem Torwart gegenüber. Doch unglaublicher Weise verzieht er den Ball aus halblinker Position.

27. Minute: Horst mit einem strammen Schuss. Diesmal ist der katzenhafte Keeper zur Stelle.

32. Minute: Der bärenstarke Bro, bei einem seiner unzähligen Powerläufe: Nimmt die Kugel nach Zuspiel von Horst auf, geht noch einen Meter und bombt das runde Leder bei einer nahe an durch Luftreibung verursachter Schmelztemperatur in Richtung Rumbecker Tor. Unfassbar!! Auch DIESE Granate pflückt der Torwart aus der Luft, was die Zuschauer auf den Rängen die Vermutung äußern ließ, er habe Ballmagnete in den Handschuhen.

Dann die 37. Minute: Freistoß von links. Horst überspringt die ganze gegnerische Abwehr, wuchtet den Ball per Kopf in die Maschen!! Endlich!! Der mehr als verdiente Ausgleich!! – Denkste...
Die wohl etwas tiefstehende Sonne hatte anscheinend den Schiedsrichter geblendet, so dass dieser eine Abseitsposition des Torschützen gesehen haben will. Eine klare Fehlentscheidung...

Auch in der nächsten Situation lag der ansonsten sehr gute Referee leider falsch: 
40. Minute: Langer Ball auf Eldin. Dieser steigt im Sechzehner hoch zum Kopfball, wird jedoch so offensichtlich von hinten geschuppt, dass sogar Seppi, einige hundert Meter vom Sportplatz gerade beim Rasenmähen, dieses erkannt hätte... Der Pfiff bleibt jedoch ebenso aus, wie wenige Minuten später, als erneut Eldin glasklar im Strafraum gelegt wird.

Zur Halbzeit hatte Trainer Veltins wirklich nichts an der Mannschaftsleistung auszusetzen. Spielerisch und kämpferisch absolut erstklassig!! Einziges Manko: die inzwischen fast schon als klägliche Chancenauswertung. Wenigstens EINE der vielen hochprozentigen Möglichkeiten hätte doch genutzt werden MÜSSEN. Wie oft rächt sich so etwas im Fußball...
Mit weiterhin besonnenem Auftreten und Geduld, bei höherer Konzentration im Abschluss sollte es doch möglich sein, Kapital aus der drückenden Überlegenheit zu schlagen.

TuRa entsprechend weiterhin bemüht. Insbesondere Goldi und Bro verdienten sich für ihre Laufarbeit und präzises Passspiel Höchstnoten. Jens hielt die Abwehr solide zusammen. Eldin ackerte, hielt und verteilte die Bälle gut. Lediglich der Abschluss haperte bei ihm. Es fehlte ihm heute einfach an Kaltschnäuzigkeit. So vertändelte er einen herrlichen Steilpass von Bro leichtfertig, anstatt ihn einfach nur ins Tor zu schieben.

Wie man aus einer minimalen Chancenquote das Maximum herausholt, zeigten dann im Gegenzug die Rumbecker: 77. Minute: Weitschuss aus ca. 25m Torwart Kossi rutscht unglücklich weg, der Ball dadurch durch seine Hände. 2:0. 
So grausam kann Fußball sein...

Doch da gibt es auch noch einen anderen, der grausam sein kann. Grausam zum Ball, grausam zum Tornetz, grausam zu den gegnerischen Fans: Matthias Wrede!!

In der 80. Minute schnappt er sich die Pocke, tänzelt ein wenig vor dem gegnerischen Sechzehner, zieht dann trocken und schmutzig ab. Der TuS Rumbeck wird sich wohl nach einem Netzknüpfer umsehen müssen, der ihnen ihr Tornetz im Bereich des linken Winkels repariert. Dort nämlich schlägt das Geschoss von Torgarant Wrede ein!!! Wahnsinn!!!

Der Anschlusstreffer... Verdammt... Hier MUSS doch noch etwas gehen...
Und wie!!!

87. Minute: Eldin will sich zumindest einen Assist-Punkt sichern. Scharfe halbhohe Flanke von links in den Strafraum. Horst setzt sich gegen seinen Gegenspieler, den Pepe zuvor clever müde gelaufen hat, durch, grätscht Richtung Ball und bugsiert diesen über die Linie!!! Endlich, der Ausgleich!!!

Nach 2:0 Rückstand noch den Ausgleich geschafft!! Ja wenn das nichts für die Moral ist...
Doch wie soll dann die Moral erst NACH der 90. Minute sein? Freistoß nach Foul unmittelbar an der Strafraumgrenze (Fußballexperten hätten durchaus auch auf Elfmeter getippt): Horst und Jens stehen bereit. Jens läuft an. Er wird doch wohl nicht.... nee... wie die Profis haben sich Horst und Jens eine Finte ausgedacht, die Rumbeck, TuRa und den Rest der Welt gleichermaßen überraschen soll: Jens läuft über den Ball, Horst rauscht herbei, drischt den Ball an den verdutzten Gegenspielern vorbei. 2:3!!! AUSWÄRTSSIEG!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Mit einem Hupkonzert von dem Sarah Connor auf ihrer Hochzeit nur träumen konnte, ging es ab Richtung Umkleide. Ganz Rumbeck stimmte in das Jubelkonzert mit ein!! ...naja...  nicht wirklich... ;-)


Fazit: TuRa II kann es doch!! Mit einer fulminanten spielerischen und kämpferischen Leistung endlich der erste Sieg!! Ein Spiel nach 2:0 Rückstand noch zu drehen – Respekt!!! Auf diesen Erfolg kann man wirklich stolz sein!! Nun heißt es, diese Moral und Euphorie mit in die nächsten Spiele zu nehmen!!

Aufstellung: Kossi, Wrede, Pingel, Jens, Flüchter (Sibbi, 20.), Horst, Goldi, Hans, Bro, Eldin, Pepe (Kampi jr., 70.)

Tore: 1:0 Rumbeck (18.) , 2:0 Rumbeck (77.), 2:1 Wrede (80.), 2:2 Horst (87.), 2:3 Horst (90.)

Zuschauer:  Feierabend-Jolly, Jahrhundertstürmer Kopf, Bierversteck-Saschbe,  Turbo-Bölte, Ehrenbetreuer Gonzo, Oldschool-Kampi, Libbo, Rotsünder Ünal, Ahmed, Frau Kossi + Nachwuchskossis 

Linienrichter: Carina Werner 

 

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