Nur 1 mageres Pünktchen aus den letzten vier Spielen, die Moral zwar noch
ganz in Ordnung, aber das Selbstvertrauen stark angeknackst. Nicht gerade
rosige Voraussetzungen für das Derby bei der zweiten Mannschaft vom TuS
Rumbeck. Das Reserve-Team von jenseits des Oevendorfs muss als eine der Überraschungen
der noch jungen Saison angesehen werden. Mit 7 Punkten punktgleich mit der
Ersten, aufgrund des besseren Torverhältnisses sogar einen Platz besser
als das Rumbecker Aushängeschild.
Mit einer völlig neuen Marschrichtung
versuchte Trainer Veltins das spielerische Potential seiner Schützlinge
hervorzukitzeln. Schluss mit dem selbstverpflichtenden Erfolgsdruck hin
zum wesentlichen: Dem Spaß am Fußball!! „Spuilts Fussball“ sagte
schon der Kaiser Franz. Was bei der WM 1990 oder dem FC Bayern klappt,
sollte doch eventuell auch in der Kreisliga C zum Erfolg führen...
Die Köpfe frei (Goldi’s geflügelte
Worte: „Wenn wir gegen DIE nicht gewinnen, gegen wen dann?“ wurde zum
TABU erhoben), ging es ab Richtung Rumbeck. Erstmals fuhr man direkt
dorthin und verzichtete auf das Umziehen in der heimischen Kabine, ging
man doch davon aus, dass die heilgen Seppi-Katakomben vor Ort nun endlich
fertig gestellt wären.
Ein Trugschluss, wie man beim Eintreffen
erkennen musste. Ebenso wie der (übrigens völlig absurde) Gedanke, dass
jemand die Trikots mitgenommen hätte...
So standen die tapferen Tura- Recken nun
kleiderlos und kabinenlos verloren auf dem Rumbecker Platz, wo sich die
gegnerischen Spieler schon mit einem bunten Plastikball und
Fliesenschleppen aufwärmten. Für eine Umkleidekabine war schnell
gesorgt: Man verwies uns in die obligatorischen Kabinen am ehemaligen
Sportplatz. Dieser ist inzwischen nach dem brisanten Gifterde-Skandal der
90er Jahre in einen schnuckeligen Kinderspielplatz (!!) umgewandelt
worden. Da sage noch mal einer, es würde sich niemand um das Wohl unserer
Kinder kümmern...
Fehlten jetzt also nur noch die Trikots.
Todesverachtend schnappte sich deshalb Bölte den Ehrenbetreuer Gonzo und
heizte mit seinem feuerroten ARH-Mobil Richtung Trikotzentrale in Olpe.
Dort schnell die Trikots gekrallt, ab zurück zum Ort des Geschehens.
Unterwegs dann noch einen Polizei-Fotoshop mit Vollbremsung von 120 auf
erlaubte 70 Sachen veräppelt...
Es konnte also endlich losgehen, war ja
immerhin schon zehn nach sieben. Doch wo war der Schiri??
Die wildesten und schlimmsten Befürchtungen und Gerüchte machten die
Runde: „Oje.. gleich kommt bestimmt der Seppi..“ „Nä... bestimmt
wieder unser toller Hecht von Bachum / Erlenbruch..“
Letztendlich kam dann doch ein völlig
anderer, uns unbekannter Kandidat, der dann um 19:20 Uhr die Spieler
endlich zur Arbeitsaufnahme bitten durfte. (Die Verspätung machte übrigens
unserem TAXIC AVENGER Jolly, der sich nach Anstoß als Zaungast der
munteren Fanschar anschloss, etwas zu schaffen. O-Ton: „Oje... Jetzt
muss ich mir sogar noch die ERSTE Halbzeit von dem Gegraupe ansehen. Pffft...“)
Alleine aus optischer Sicht hatte TuRa das
Spiel eigentlich schon im Vorfeld entschieden. Schließlich konnten wir
Carina Werner als (wahrscheinlich erste Freienohler Linienrichterin)
aufbieten.
Los ging es also. Und zwar mit dynamisch
druckvollem Spiel der Freienohler. Nichts war zu sehen von der Nervosität
der letzten Spiele. Der Ball wurde gekonnt in den eigenen Reihen gehalten.
Das Spiel über außen lief auch erstmals so, wie sich der Trainer und die
Zuschauer es sich vorstellten.
Es liegt in der Natur der Sache, dass
konzentriertes schönes Spiel auch unweigerlich zu hochkarätigen
Torchancen führt. Und die ergaben sich schon zu Beginn beinahe im
Minutentakt.
4. Minute: Horst tritt einen Freistoß aus
ca. 30m. Dieser brandgefährliche Schuß wird jedoch von einem Rumbecker
entschärft.
7. Minute: Eldin aus 25m – über das Tor
12. Minute: Hans tritt einen Eckball. Pepe
hat Pech: Sein perfekt angesetzter Kopfball wird durch einen schier
unmenschlichen Reflex vom gegnerischen Keeper pariert.
13. Minute: Aus dem Durcheinander nach der
Ecke springt der Ball zu Hans. Direktabnahme!! Leider nicht richtig
getroffen. Dennoch gefährlich: Der Ball trudelt nur wenige Zentimeter am
linken Pfosten vorbei.
Mitten hinein in diese Sturm- und
Drangphase der TuRaner, urplötzlich die 1:0 Führung der Rumbecker. Ein
langer Pass, Abstimmungsprobleme in der Abwehr. Kossi stürmt aus dem
Kasten, doch kann nicht verhindern, dass ein gegnerischer Stürmer den
Ball über ihn hinweg ins Tor köpft. Wir notieren für die 18. Minute:
Das Spiel ist auf den Kopf gestellt...
Denn weiter ging es mit dem Sturmlauf der
Freienohler, zwar aufgrund des Ärgers über das Gegentor nicht mehr sooo
flüssig wie bisher, jedoch immer noch eindrucksvoll.
25. Minute: Eldin nimmt einen langen Pass
aus dem Mittelfeld an. In fünf Metern Abstand zum Tor, steht er nur noch
dem Torwart gegenüber. Doch unglaublicher Weise verzieht er den Ball aus
halblinker Position.
27. Minute: Horst mit einem strammen
Schuss. Diesmal ist der katzenhafte Keeper zur Stelle.
32. Minute: Der bärenstarke Bro, bei einem
seiner unzähligen Powerläufe: Nimmt die Kugel nach Zuspiel von Horst
auf, geht noch einen Meter und bombt das runde Leder bei einer nahe an
durch Luftreibung verursachter Schmelztemperatur in Richtung Rumbecker
Tor. Unfassbar!! Auch DIESE Granate pflückt der Torwart aus der Luft, was
die Zuschauer auf den Rängen die Vermutung äußern ließ, er habe
Ballmagnete in den Handschuhen.
Dann die 37. Minute: Freistoß von links.
Horst überspringt die ganze gegnerische Abwehr, wuchtet den Ball per Kopf
in die Maschen!! Endlich!! Der mehr als verdiente Ausgleich!! –
Denkste...
Die wohl etwas tiefstehende Sonne hatte anscheinend den Schiedsrichter
geblendet, so dass dieser eine Abseitsposition des Torschützen gesehen
haben will. Eine klare Fehlentscheidung...
Auch in der nächsten Situation lag der
ansonsten sehr gute Referee leider falsch:
40. Minute: Langer Ball auf Eldin. Dieser steigt im Sechzehner hoch zum
Kopfball, wird jedoch so offensichtlich von hinten geschuppt, dass sogar
Seppi, einige hundert Meter vom Sportplatz gerade beim Rasenmähen, dieses
erkannt hätte... Der Pfiff bleibt jedoch ebenso aus, wie wenige Minuten
später, als erneut Eldin glasklar im Strafraum gelegt wird.
Zur
Halbzeit hatte Trainer Veltins wirklich nichts an der Mannschaftsleistung
auszusetzen. Spielerisch und kämpferisch absolut erstklassig!! Einziges
Manko: die inzwischen fast schon als klägliche Chancenauswertung.
Wenigstens EINE der vielen hochprozentigen Möglichkeiten hätte doch
genutzt werden MÜSSEN. Wie oft rächt sich so etwas im Fußball...
Mit weiterhin besonnenem Auftreten und Geduld, bei höherer Konzentration
im Abschluss sollte es doch möglich sein, Kapital aus der drückenden Überlegenheit
zu schlagen.
TuRa entsprechend weiterhin bemüht.
Insbesondere Goldi und Bro verdienten sich für ihre Laufarbeit und präzises
Passspiel Höchstnoten. Jens hielt die Abwehr solide zusammen. Eldin
ackerte, hielt und verteilte die Bälle gut. Lediglich der Abschluss
haperte bei ihm. Es fehlte ihm heute einfach an Kaltschnäuzigkeit. So
vertändelte er einen herrlichen Steilpass von Bro leichtfertig, anstatt
ihn einfach nur ins Tor zu schieben.
Wie man aus einer minimalen Chancenquote
das Maximum herausholt, zeigten dann im Gegenzug die Rumbecker: 77.
Minute: Weitschuss aus ca. 25m Torwart Kossi rutscht unglücklich weg, der
Ball dadurch durch seine Hände. 2:0.
So grausam kann Fußball sein...
Doch da gibt es auch noch einen anderen,
der grausam sein kann. Grausam zum Ball, grausam zum Tornetz, grausam zu
den gegnerischen Fans: Matthias Wrede!!
In der 80. Minute schnappt er sich die
Pocke, tänzelt ein wenig vor dem gegnerischen Sechzehner, zieht dann
trocken und schmutzig ab. Der TuS Rumbeck wird sich wohl nach einem Netzknüpfer
umsehen müssen, der ihnen ihr Tornetz im Bereich des linken Winkels
repariert. Dort nämlich schlägt das Geschoss von Torgarant Wrede ein!!!
Wahnsinn!!!
Der Anschlusstreffer... Verdammt... Hier
MUSS doch noch etwas gehen...
Und wie!!!
87. Minute: Eldin will sich zumindest einen
Assist-Punkt sichern. Scharfe halbhohe Flanke von links in den Strafraum.
Horst setzt sich gegen seinen Gegenspieler, den Pepe zuvor clever müde
gelaufen hat, durch, grätscht Richtung Ball und bugsiert diesen über die
Linie!!! Endlich, der Ausgleich!!!
Nach 2:0 Rückstand noch den Ausgleich
geschafft!! Ja wenn das nichts für die Moral ist...
Doch wie soll dann die Moral erst NACH der 90. Minute sein? Freistoß nach
Foul unmittelbar an der Strafraumgrenze (Fußballexperten hätten durchaus
auch auf Elfmeter getippt): Horst und Jens stehen bereit. Jens läuft an.
Er wird doch wohl nicht.... nee... wie die Profis haben sich Horst und
Jens eine Finte ausgedacht, die Rumbeck, TuRa und den Rest der Welt
gleichermaßen überraschen soll: Jens läuft über den Ball, Horst
rauscht herbei, drischt den Ball an den verdutzten Gegenspielern vorbei.
2:3!!! AUSWÄRTSSIEG!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Mit einem Hupkonzert von dem Sarah Connor
auf ihrer Hochzeit nur träumen konnte, ging es ab Richtung Umkleide. Ganz
Rumbeck stimmte in das Jubelkonzert mit ein!! ...naja... nicht
wirklich... ;-)
Fazit: TuRa II kann es doch!! Mit einer fulminanten spielerischen und kämpferischen
Leistung endlich der erste Sieg!! Ein Spiel nach 2:0 Rückstand noch zu
drehen – Respekt!!! Auf diesen Erfolg kann man wirklich stolz sein!! Nun
heißt es, diese Moral und Euphorie mit in die nächsten Spiele zu
nehmen!!
Aufstellung: Kossi, Wrede, Pingel, Jens, Flüchter (Sibbi, 20.), Horst,
Goldi, Hans, Bro, Eldin, Pepe (Kampi jr., 70.)
Tore: 1:0 Rumbeck (18.) , 2:0 Rumbeck
(77.), 2:1 Wrede (80.), 2:2 Horst (87.), 2:3 Horst (90.)
Zuschauer: Feierabend-Jolly,
Jahrhundertstürmer Kopf, Bierversteck-Saschbe, Turbo-Bölte,
Ehrenbetreuer Gonzo, Oldschool-Kampi, Libbo, Rotsünder Ünal, Ahmed, Frau
Kossi + Nachwuchskossis
Linienrichter: Carina Werner
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