Endlich rollt der Ball wieder!
Das wurde ja auch mal langsam Zeit, nach den ganzen Spielabsagen der letzten
Wochen.
Nachdem die TuRaner bereits am Freitag zu einem Achtungserfolg im Testspiel
gegen den Mescheder B-Ligisten Hellefeld (1:1) gekommen waren, sollte es nun
ernst werden. Ausgerechnet gegen den Aufstiegsaspiranten SV Herdringen II,
auf dem neuen Kunstrasenplatz in Herdringen. Gegen den Angstgegner, der TuRa
in der Hinrunde mit 5:1 geradezu abgeschlachtet hatte.
Trainer Veltins war angesichts der guten Leistung gegen Hellefeld
optimistisch, obwohl er gleich auf mehrere Spieler verzichten musste:
Libbo, neuerdings offizieller zweiter Torwart, fiel mit
Oberschenkelproblemen aus, Jens war beruflich unterwegs. Sibbi versuchte
sich als Pueddi-Imitator: Mit Krücken und Gipsbein. Kapselriss im
Sprunggelenk nach einem Sturz vom Bordstein (!) Vielleicht hätte er besser
mal Matz’ Info zum Thema „Trinken mit Verstand“ lesen sollen…
Dennis Kordel wurde Opfer der Umstellung auf die Sommerzeit bzw. seiner
Frühjahrsmüdigkeit. Er blieb gleich ganz zuhause. Die Mannschaftskasse
klingelt.
Veltins’ Ansage vor dem Spiel war deutlich: Spiel über die Außen, Offensive
statt Versteckfussball. Und: Schießen aus allen Lagen. So sollte man auf dem
Kunstrasenplatz gegen Herdringen eine Chance haben. Er erinnerte noch einmal
an den glorreichen Kampf-Sieg aus der Vorsaison, als man einen 0:2 –
Rückstand noch drehen konnte und 3:2 gewann.
Vor der Abfahrt nach Herdringen noch eine letzte Warnung: „Passt auf bei den
Standard-Situationen!“
1. Halbzeit:
Der neue Herdringer Kunstrasenplatz ist wirklich sehr schön geworden
(inzwischen scheint ja JEDER noch so kleine Verein einen neuen Platz zu
bekommen, nur bei TuRa tut sich diesbezüglich nichts…). Doch TuRa ließ sich
weder davon beeindrucken, noch von der körperlichen Überlegenheit der
Gastgeber. Man nahm direkt das Heft in die Hand. Gute Ballstafetten im
Mittelfeld. Kurzpassspiel, direkte Kombinationen. Schön anzusehen.
Ünal hatte vor dem Spiel noch ein paar Verdauungsprobleme. Offensichtlich
war sein Gang zur Toilette kurz vor dem Anstoß von Erfolg gekrönt. Das
zeigte nicht nur sein erleichterter Gesichtsausdruck, er spielte auch wie
befreit auf, verteilte als zentraler Mann im Mittelfeld die Bälle und
wirbelte durch die Abwehrreihen. Ahmed und Flüchter ackerten als Stürmer und
setzten auch die Anweisungen von Trainer Veltins um, halfen auch hinten aus.Bis auf ein, zwei Distanzschüsse auf den Herdringer Kasten brachte das
Engagement der Freienohler jedoch nichts ein.
Anders die Gastgeber, die nach etwa zehn Minuten ins Spiel fanden. Freistoß
von der linken Seite, nach einem angeblichen Foulspiel von Matz: Hoher Ball
in den Freienohler 16er, Kopfball – an die Latte! Glück gehabt!! Was hatte
Veltins noch gesagt? Auf die Standardsituationen aufpassen!!
Und die nächste gefährliche Situation folgte in der 24. Minute: Horst wird
an der Ecke des eigenen 16ers von zwei Gegnern in die Zange genommen. Ein
Pfiff: Freistoß, allerdings für Herdringen!!! Was mag der Schiri da nur
gesehen haben?
Wie es im Fußball meistens so ist, führen umstrittene Situationen nicht
selten zu Toren. Wie auch hier. Ein kurzer Anlauf, ein Schuss, und schon
schlägt der Ball im langen Eck von Kossis Kasten ein. Unhaltbar? Naja… Aber:
Was war denn das für eine Mauer??
Ein Treffer mit Ansage…
Herdringen machte jetzt weiter Druck, beherrschte nun das Spiel im
Mittelfeld. Von TuRa nur ab und zu Entlastungsangriffe zu sehen.
Dann die 38. Minute: Handspiel eines Herdringer Abwehrspielers. Freistoß 25m
vor dem gegnerischen Kasten. Gute Position für Ünal. Der schnappt sich die
Kugel, legt sie sich zurecht. Pfiff, Anlauf. Ein gefühlvoller Schlenzer über
die Mauer. Der Torwart ohne Chance:
Ausgleich 1:1 !!
Ein passender Zeitpunkt, so kurz vor der Halbzeit.
Jetzt hieß es, das Resultat halten und mit in die Pause zu nehmen. Doch noch
waren ein paar Minuten zu spielen. Direkter Gegenzug, 39. Minute. Wieder
Freistoß für Herdringen, 20m vor dem TuRa-Tor. Veltins ahnt Schlimmes, und
soll Recht behalten: Wieder ein katastrophales Abwehrverhalten der Mauer.
Wieder zappelt der Ball im Netz. 2:1.
Und immer noch kein Halbzeit-Pfiff. Nur zwei Minuten später: Langer Ball in
die Freienohler Hälfte. Ein Herdringer Stürmer schnappt sich den Ball auf
halblinks, marschiert in den Strafraum, will abziehen. Matz grätscht
dazwischen und bekommt den Ball unglücklich an die Hand. Elfmeter. Abgezockt
mit der Routine von mindestens 50 Fußballjahren, lässt der Herdringer
Libero, auch der „alte Mann“ genannt, Kossi keine Chance. 3:1.
Ein Doppelschlag vor der Pause. - Wirklich bitter…
Betretenes Schweigen in der Kabine. Dumme Konzentrationsschwächen bei den
berüchtigten Standards. Das Spiel schien gelaufen zu sein. Doch Kopf hoch.
Noch waren 45 Minuten zu spielen. Veltins erinnerte noch mal an das
verrückte 3:2 aus dem Vorjahr. Mit Gonzo kam jetzt sogar noch der
Matchwinner vom letzten Jahr ins Team. Für ihn blieb Flüchter, am Rande der
roten Karte, in der Kabine. Sollte es erneut ein Fußballwunder geben?
Zweite Halbzeit:
TuRa bemüht, noch etwas zu bewegen. Wieder schöne Kombinationen im
Mittelfeld. Doch alles brotlose Kunst. Statt dessen Herdringen zunächst am
Drücker. Danach verflachte das Spiel zusehends, beide Mannschaften schienen
sich mit dem Ergebnis abgefunden zu haben. Einziges Highlight: Ein
„Franz-Beckenbauer-Gedächtnis-Dribbling“ von Wredic, der den Ball rechts am
Gegenspieler vorbeispielte, seinen Turbo auspackte und links an dem
Düpierten vorbeirauschte!!!
Wir schreiben die 70. Minute: Gerade noch lästern Veltins und Pueddi über
die bisher grottenschlechte Leistung von Bölte, der heute anscheinend gar
keinen Ball treffen will. Da springt der Ball zu besagtem Unglücksraben.
Knapp 30m vor dem gegnerischen Tor fackelt er nicht lange. Ein Raunen geht
durch die Menge. Wohin mag der Ball denn nun wieder fliegen… …na wohin wohl:
links oben ins Knick!!! Traumtor!! Wahnsinn! Da passte kein Blatt Papier
mehr zwischen!! Nur noch 3:2!! Jubel bei TuRa. Totenstille bei den
Herdringern. Sogar die berüchtigten drei Kinder-Hools, die bislang hinter
Kossis Tor die Fahne schwenkten und ihre zwei Standard-Lieder gröhlten,
stand der Mund offen, dass ihre Milchzähne sauer zu werden drohten.
Der Ausgleich lag in der Luft, allerdings kam Herdringen ein ums andere Mal
brandgefährlich vor das TuRa-Tor. So in der 77. Minute. Schuss vom 16er.
Leder klatscht auf Alu. Pfosten. Kossi im Glück. In der 79. Minute dann der
Skandal: Durcheinander im Freienohler Strafraum. Die Abwehr bekommt den Ball
nicht raus. Ein Schuss. An den Innenpfosten, von dort springt der Ball die
Torlinie entlang, Kossi faustet ihn weg. Zum Entsetzen der TuRa-Spieler und
-Fans zeigt der Schiri auf den Mittelpunkt. Tor! 4:2.
Das wahrscheinlich offensichtlichste Phantom-Tor seit Thomas Helmer 1994…
TuRa war nun desillusioniert. Dennoch steckte das Team nicht auf. Die beiden
Kampis waren inzwischen für Bro und Goldi neu in der Mannschaft gekommen.
Und TuRa drängte weiter: Großchance Ahmed in der 82. Minute. Der Versuch
eines Lupfers über den Torwart scheitert, der Kopfball im Nachsetzen landet
auf dem Außennetz. Drei Minuten vor Schluss wieder Ahmed. Nach einem
Abwehrfehler umspielt er den Torwart, wird jedoch zu weit nach außen
gedrängt und schießt am Tor vorbei. Schade. Das wars…
Am Ende hieß es 4:2 für Herdringen. Das Ergebnis spiegelt allerdings nicht
den Spielverlauf wieder. Ein Unentschieden wäre sicherlich verdient gewesen
(das sagte übrigens auch der Schiri nach dem Spiel). Die Mannschaftsleistung
stimmte, einige schöne Kombinationen im Mittelfeld bewiesen, dass sich TuRa
in technischer Hinsicht vor keinem Team der Liga verstecken braucht.
Lediglich bei den Standards und bei manchen Abwehrsituationen muss man in
Zukunft einfach cleverer sein. Trainer Veltins beurteilte die Leistung dann
auch so: „Die Schwächen bei den Standards waren nach wie vor da, alles
andere war heute gut!“
Gut, ja! Es wäre nur schön wenn die gute Leistung auch endlich mal mit
Punkten belohnt werden würde. Aber wie sagte Bro treffend: „Haste Scheiße am
Fuß, dann haste Scheiße am Fuß“…
Also Leute: Schuhe putzen und nach Vorne gucken!!!
Aufstellung:
Kossi – Wredic – Bölte – Saschbe – Matz – Bro (72. Kampi Junior.) – Goldi
(84. Kampi) – Horst – Ünal – Ahmed – Flüchter (46. Gonzo)
Tore:
1:0 Herdringen (25.), 1:1 Ünal (38.), 2:1 Herdringen (39.), 3:1
Herdringen (41.), 3:2 Bölte (70.), 4:2 Herdringen (79.)
Gelbe Karte:
Flüchter (36.)
Zuschauer:
Sibbi, Edelfan
Linienrichter:
Libbo
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