Ausstand, Einstand, Schießstand - versöhnlicher Saison-Ausklang 

03.06.2006  
 FC Neheim Erlenbruch II -  TuRa II 0:2

Der eine geht, drei Neue kommen. Ein anderer schießt sich in die Herzen der Fans.

Da hatte sich der Fußballgott für das Saisonfinale etwas ganz besonderes einfallen lassen. Erlenbruch II gegen TuRa II stand auf dem Spielplan. In Insiderkreisen als eigentliches Spitzenspiel der Kreisliga C gehandelt, versprach die Partie Brisanz, Dramatik und nur wenig spielerisches Können. Beste Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Fußballnachmittag. Verbraucherfreundlich hatten sich beide Vereine geeinigt und das Spiel auf Samstagnachmittag vorverlegt. Ein Service, der bei den Fans gut ankam. Edelfan reiste sogar extra aus Dänemark an. Auch TuRa-Torjäger-Ikone Carsten Weber ließ es sich nicht nehmen, dem Spektakel beizuwohnen. 

Das Spiel, ein Spektakel in jeder Hinsicht: Für Goldi, langjähriger Mittelfeld-Motor bei TuRa II, sollte die Begegnung sein offizielles Abschiedspiel sein. "Der letzte Auftritt des Kleinsten - vielleicht auch sein Größter?" Trainer Veltins bedankte sich vor dem Spiel auf seine Art, indem er Goldi die wichtige Position hinter den Spitzen zuteilte. Die Mannschaft sollte ihren Teil dazu beitragen: "Es wäre schön, wenn sich Goldi heute mit einem Sieg verabschieden könnte!" 

Das Letzte Spiel für den Kleinsten:

Goldi geht in Rente

 

Bro überreicht ihm zum Abschied ein Erlenbrucher Feigenblatt.

 

Auf der anderen Seite präsentierte Trainer Veltins dann gleich drei Neuzugänge für die kommende Saison: 

Torwart Patrick Bräkelmann, Abwehrspieler Daniel Maurer und Sturmhoffnung Marius Neise. Alle drei sollten direkt von Beginn an spielen. "Mal sehen, wie die Neuen einschlagen." war der Trainer gespannt auf das Jugend-Trio.

Frischer Wind im Team - Die Neuen:     Patrick Bräkelmann, Daniel Maurer, Marius Neise (v.l.n.r.)

 

Trotz zahlreicher Absagen - die beiden Kampis, Jens und Matz wollten lieber AM Ring rocken, als IM Ring Fußball zocken - konnte der Trainer aus dem vollen Schöpfen. Mit 17 Spielern war die Kabine im altehrwürdigen Sepp-Herberger-Sportheim zum Bersten voll.

Mannschafts-Aufstellung, Mannschafts-Einstellung: Gewinnen! Egal wie hoch! Allerdings warnte der Trainer die Spieler vor blindem Übereifer. Erlenbruch habe zwar sehr viele Gegentore kassiert, habe aber "wie eigentlich jede Mannschaft in der Liga" immerhin mehr Buden geschossen als TuRa. Erst mal hinten sicher stehen, dann sehen, was nach vorne geht, hieß die Devise.

 

Fast pünktlich um 14:00 gellte der Pfiff des Schiedsrichters durch das Ruhr-Möhnestadion.

Erlenbruch, nach Aussage des Torwarts mit fünf Alt-Herren-Spielern, drängte nach vorn, zeigte spielerisches Können. TuRa machte es dem Gegner in dieser Phase allerdings auch leicht, da man noch zu weit vom Gegner weg stand. Zum Glück fanden die Erlenbrucher Angriffe keinen Abschluss. Nach wenigen Minuten hatte die Abwehr sich dann sortiert, die Angriffswelle war schadlos überstanden. 

Jetzt fand TuRa mehr und mehr ins Spiel, kam durch schnelles Direktspiel zu einigen hochkarätigen Chancen.

7. Minute: Kordel, Steilpass auf Neise. Der nimmt den Ball kurz vor dem 16er an, behält die Übersicht, passt quer nach links auf den frei stehenden Bölte. Ein Pfiff reißt die TuRa-Fans aus ihren Tor-Träumen. Abseits! - Eine strittige Entscheidung...

10. Minute: Horst schickt Kordel steil. Kordel schaltet den Turbo ein, rennt seinem Gegenspieler davon, dringt in den Strafraum ein. Jetzt ist nur noch der Torwart vor ihm. Kordel holt aus. Da verspringt der Ball, rutscht ihm über den Spann. Der Ball geht weit am Tor vorbei...

Nur vier Minuten später. Erlenbruch unter Dauerbeschuss: Powerplay im Strafraum. Jeder darf, keiner trifft. Ünal, Bölte, Neise - immer ist ein Erlenbrucher Bein dazwischen.  

Bölte tankt sich durch

 

Erlenbruch konnte sich danach ein wenig aus der Umklammerung lösen, ohne jedoch wirklich gefährlich vor den TuRa Kasten zu kommen.

TuRa im Mittelfeld mit schnellen Bällen. Kurze flache Pässe, wie vom Trainer gefordert. Allein vorm Tor ließ man sich immer den entscheidenden Moment zuviel Zeit. Statt direkt den Abschluss zu suchen, wurde der Ball erst angenommen oder noch ein überflüssiger Haken gemacht. 

Wie Neise: Mustergültig in der 23. Minute von Ünal bedient, steht er frei im Fünfmeterraum, wartet jedoch einen Tick zu lange. Vom Gegner bedrängt schießt er den Ball knapp neben das Tor. 

Neise im Pech:

Sein Schuss geht knapp am Tor vorbei

 

Auch Wredic zögerte in der 27. Minute etwas zu lange, verpasste dadurch die Chance zum Tor des Monats: Schnelles Doppelpass-Spiel vor dem 16er: Wredic auf Kordel, Kordel akrobatisch mit der Hacke in den 16er. Statt den Ball volley in die Maschen zu hauen, nimmt Wredic das Leder an. Wieder ist ein Gegenspieler zur Stelle, wieder geht der Ball vorbei.

Besser, da schneller, machte es Ünal in der 32. Minute. Ballannahme, ein kurzer Blick, ein scharfer Schuss aus 16 Metern. Hart, platziert aufs linke Eck. Doch der Erlenbrucher Keeper mit einer sensationellen Glanzparade.

Kurz vor der Pause erneut Ünal. Diesmal aus 20 Metern. Wieder visiert er kurz das Tor an, zieht ab. Der Torschrei lag den TuRanern schon auf den Lippen. Doch die Latte des Erlenbrucher Gehäuses hatte etwas dagegen...

 

Halbzeit:

Trainer Veltins zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft, die das Spiel bis dahin "im Griff" hatte. Er bescheinigte seinen Jungs eine gute Abwehrleistung, schönes Passspiel über außen. Auch die Jungspieler machten ihre Sache sehr gut.
Einziger Kritikpunkt: Die Chancenverwertung. "Wir müssen mehr aus den Standards machen! Und auch mal den direkten Zug zum Tor suchen!" Geduldig weiterspielen und sich vor allem nicht kalt erwischen lassen, waren dann seine Ansagen für die zweite Halbzeit. Um die rechte Seite etwas zu stabilisieren kam Bro für den etwas zu offensiven Hans.

Die Warnung des Trainers war nicht ganz unbegründet... 

Zweite Halbzeit:
TuRa ließ sich einlullen, lud Erlenbruch durch Stellungsfehler und Lücken in der Abwehr zu Torchancen ein. In der 47. Minute ein erster Warnschuss, halbrechts vor dem 16er zieht ein Erlenbrucher ab. Glück für TuRa, dass der Ball knapp über das Tor geht. 

Fünf Minuten später wäre dann beinahe der von Veltins befürchtete Worst-Case eingetreten. Angriff Erlenbruch. Steilpass in die Spitze. Stellungsfehler von Horst. Sein Gegenspieler steht frei vor Patrick, umspielt ihn. Doch aus sechs Metern schafft er das Kunststück, den Ball neben das leere Tor zu schießen. Durchatmen, TuRa!!

Endlich fand TuRa wieder mehr ins Spiel. Meistens über links, wo Bro an der Seitenlinie sehr viel Platz hatte, immer wieder angespielt wurde und seine gefürchteten Flanken schlagen konnte.

55. Minute: Ecke Bro. Saschbe kommt unbedrängt zehn Meter vor dem Tor zum Kopfball, nimmt Maß. Wieder nur Aluminium...

58. Minute: Spielerwechsel bei TuRa. Für Bölte kommt Pingel.

Alkohol am Spielfeldrand!! 

Linienrichter Flüchter trinkt sich eine Fahne an.

Pingel ist entsetzt...

TuRa nun konzentrierter bei den Standard-Situationen. 63. Minute: Freistoß von links. Ünal mit schnellem Kurzpass auf Horst. Der will schießen, trifft den Ball aber nicht richtig. Dennoch trudelt der Ball halbhoch in den 16er. Saschbe grätscht gefährlich am Fünfer in den Ball, kommt jedoch etwas zu spät, schlägt den Ball weit über den Kasten.

Erlenbruch unbeeindruckt von den Freienohler Chancen. Im Gegenteil: Die Gastgeber nutzten den Freiraum für gefährliche Konter. Wie in der 74. Minute: Wieder ein langer Ball nach vorne. Ein Erlenbrucher Stürmer nimmt den Ball auf, ist schon im Strafraum, zieht ab. Doch Patrick ist hellwach, vereitelt die Großchance mit einer glänzenden Fußabwehr.

Erlenbruch gegen TuRa. Das war in der Vergangenheit meistens sowohl Fußball- als auch Farben-Spiel. Nicht selten hagelte es gleich mehrere gelbe und rote Karten. Gerüchten zufolge musste deswegen schon mancher Schiedsrichter nach Ausfüllen des Spielberichts mit Sehnenscheidenentzündung in Behandlung...

Die Partie diesmal jedoch bemerkenswert fair. Dennoch musste dann ein Erlenbrucher vorzeitig zum Duschen. Zweimal Meckern - das war dem Schiedsrichter wohl doch zuviel des Guten...

TuRa nutzte seine Überzahl jetzt gut aus, spielte ruhig hinten raus, nahm die Außen mit. Immer wieder beteiligt: Bro. 

So auch in der 76. Minute: Herrliche Kombination: Ünal auf Bro, der läuft mit dem Ball bis zur Grundlinie. Ein flacher Pass in den Rücken der Abwehr. Kordel aus spitzem Winkel, direkt ins lange Eck. Tooooooooooor!!!!!!  Endlich die Führung!!

Ganz unscheinbar, im Torjubel kaum beachtet, dann ein Spielerwechsel, der in die Geschichte eingehen sollte. Der gut agierende Neise machte im Sturm Platz für Kossi.

Kossi, eigentlich hauptamtlicher Torwart, hatte in der Vergangenheit schon oft bewiesen, dass er auch als Stürmer eine gute Figur macht. Ob Pfostenschüsse direkt nach seiner Einwechslung, oder historisch belegte Tunnel-Treffer gegen den Edelfan, damals noch als Exil-Niedereimerer. Ob er auch diesmal wieder für Gefahr sorgen konnte?

Er konnte!! Und wie!!

Gerade einmal vier Minuten hatte er es sich im gegnerischen 16er gemütlich gemacht, da schlug der unerbittliche Knipser auch schon zu! Stramme flache Flanke von Bro. Kossi steht goldrichtig am zweiten Pfosten. Eine artistische Blutgrätsche. Dann zappelt der Ball im Netz!! 0:2 !!!

Der Freienohler Fanblock tobte!!! Wahnsinn!! DAS nennt man einen Joker!!

Kossi - Der gnadenlose Vollstrecker in Action...

 

Offensichtlich hatte Kossi nun Blut geleckt: Nur wenige Minuten später bekommt er  den Ball am linken 16er-Eck. Er nimmt Maß, zieht ab. Mit Müh' und Not wirft sich ein Abwehrspieler dazwischen, verhindert den Einschlag im Erlenbrucher Kasten. Der Erlenbrucher Keeper wischte sich den Angstschweiß von der Stirn.

Da sage nochmal jemand, TuRa habe keinen Knipser...

Kurz danach war die Partie zuende.

Zu Null!!

Auswärtssieg!

Ein versöhnlicher Abschluss einer verkorksten Saison. Ein gelungener Einstand der neuen Spieler. Ein grandioser Einschlag von Kobra-Kossi. Und ein würdiger Abschied für Goldi...   Amen...

 

Man of the Match:

Kossi

Der Bomber der Nation nach seinem Tor: 

Seine nagelneuen Schuhe hielten der Wucht seines Schusses nicht stand!! 

 

Aufstellung:
Bräkelmann - Wredic – Maurer - Ünal –  Horst – SaschBe – Bölte (Pingel, 58. Min.) - Hans (Bro, 46. Min) – Neise (Kossi, 77. Min.)
- Goldi - Kordel

Tore:
0:1 Kordel (76.)
0:2 Kossi, die Kobra (81.)

Zuschauer:
Edelfan, Ex-Knipser-vom-Dienst Weber, Libbo, Gonzo, Frau Kossi + Sohnemann, Janine, Sibbi 

Linienrichter: 
Flüchtfix

 

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