Der eine geht,
drei Neue kommen. Ein anderer schießt sich in die Herzen der Fans.
Da hatte sich der
Fußballgott für das Saisonfinale etwas ganz besonderes einfallen lassen.
Erlenbruch II gegen TuRa II stand auf dem Spielplan. In Insiderkreisen als
eigentliches Spitzenspiel der Kreisliga C gehandelt, versprach die Partie
Brisanz, Dramatik und nur wenig spielerisches Können. Beste
Voraussetzungen für einen unterhaltsamen Fußballnachmittag.
Verbraucherfreundlich hatten sich beide Vereine geeinigt und das Spiel auf
Samstagnachmittag vorverlegt. Ein Service, der bei den Fans gut ankam.
Edelfan reiste sogar extra aus Dänemark an. Auch TuRa-Torjäger-Ikone
Carsten Weber ließ es sich nicht nehmen, dem Spektakel beizuwohnen.
Das Spiel, ein
Spektakel in jeder Hinsicht: Für Goldi, langjähriger Mittelfeld-Motor
bei TuRa II, sollte die Begegnung sein offizielles Abschiedspiel sein.
"Der letzte Auftritt des Kleinsten - vielleicht auch sein
Größter?" Trainer Veltins bedankte sich vor dem Spiel auf seine
Art, indem er Goldi die wichtige Position hinter den Spitzen zuteilte. Die
Mannschaft sollte ihren Teil dazu beitragen: "Es wäre schön, wenn
sich Goldi heute mit einem Sieg verabschieden könnte!"
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Das Letzte Spiel für den Kleinsten:
Goldi geht in Rente
Bro überreicht ihm zum Abschied ein
Erlenbrucher Feigenblatt. |
Auf der anderen
Seite präsentierte Trainer Veltins dann gleich drei Neuzugänge für die
kommende Saison:
Torwart Patrick
Bräkelmann, Abwehrspieler Daniel Maurer und Sturmhoffnung Marius Neise.
Alle drei sollten direkt von Beginn an spielen. "Mal sehen, wie die
Neuen einschlagen." war der Trainer gespannt auf das Jugend-Trio.
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Frischer Wind im Team - Die
Neuen: Patrick Bräkelmann, Daniel Maurer,
Marius Neise (v.l.n.r.) |
Trotz zahlreicher
Absagen - die beiden Kampis, Jens und Matz wollten lieber AM Ring rocken,
als IM Ring Fußball zocken - konnte der Trainer aus dem vollen Schöpfen.
Mit 17 Spielern war die Kabine im altehrwürdigen Sepp-Herberger-Sportheim
zum Bersten voll.
Mannschafts-Aufstellung,
Mannschafts-Einstellung: Gewinnen! Egal wie hoch! Allerdings warnte der
Trainer die Spieler vor blindem Übereifer. Erlenbruch habe zwar sehr
viele Gegentore kassiert, habe aber "wie eigentlich jede Mannschaft
in der Liga" immerhin mehr Buden geschossen als TuRa. Erst mal hinten
sicher stehen, dann sehen, was nach vorne geht, hieß die Devise.
Fast pünktlich um
14:00 gellte der Pfiff des Schiedsrichters durch das Ruhr-Möhnestadion.
Erlenbruch, nach
Aussage des Torwarts mit fünf Alt-Herren-Spielern, drängte nach vorn,
zeigte spielerisches Können. TuRa machte es dem Gegner in dieser Phase
allerdings auch leicht, da man noch zu weit vom Gegner weg stand. Zum
Glück fanden die Erlenbrucher Angriffe keinen Abschluss. Nach wenigen
Minuten hatte die Abwehr sich dann sortiert, die Angriffswelle war
schadlos überstanden.
Jetzt fand TuRa
mehr und mehr ins Spiel, kam durch schnelles Direktspiel zu einigen
hochkarätigen Chancen.
7. Minute: Kordel,
Steilpass auf Neise. Der nimmt den Ball kurz vor dem 16er an, behält die
Übersicht, passt quer nach links auf den frei stehenden Bölte. Ein Pfiff
reißt die TuRa-Fans aus ihren Tor-Träumen. Abseits! - Eine strittige
Entscheidung...
10. Minute: Horst
schickt Kordel steil. Kordel schaltet den Turbo ein, rennt seinem
Gegenspieler davon, dringt in den Strafraum ein. Jetzt ist nur noch der
Torwart vor ihm. Kordel holt aus. Da verspringt der Ball, rutscht ihm
über den Spann. Der Ball geht weit am Tor vorbei...
Nur vier Minuten
später. Erlenbruch unter Dauerbeschuss: Powerplay im Strafraum. Jeder
darf, keiner trifft. Ünal, Bölte, Neise - immer ist ein Erlenbrucher
Bein dazwischen.
Bölte tankt sich durch |
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Erlenbruch konnte
sich danach ein wenig aus der Umklammerung lösen, ohne jedoch wirklich
gefährlich vor den TuRa Kasten zu kommen.
TuRa im Mittelfeld
mit schnellen Bällen. Kurze flache Pässe, wie vom Trainer gefordert.
Allein vorm Tor ließ man sich immer den entscheidenden Moment zuviel
Zeit. Statt direkt den Abschluss zu suchen, wurde der Ball erst angenommen
oder noch ein überflüssiger Haken gemacht.
Wie Neise:
Mustergültig in der 23. Minute von Ünal bedient, steht er frei im
Fünfmeterraum, wartet jedoch einen Tick zu lange. Vom Gegner bedrängt
schießt er den Ball knapp neben das Tor.
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Neise im Pech:
Sein Schuss geht knapp am Tor vorbei
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Auch Wredic
zögerte in der 27. Minute etwas zu lange, verpasste dadurch die Chance
zum Tor des Monats: Schnelles Doppelpass-Spiel vor dem 16er: Wredic auf
Kordel, Kordel akrobatisch mit der Hacke in den 16er. Statt den Ball
volley in die Maschen zu hauen, nimmt Wredic das Leder an. Wieder ist ein
Gegenspieler zur Stelle, wieder geht der Ball vorbei.
Besser, da
schneller, machte es Ünal in der 32. Minute. Ballannahme, ein kurzer
Blick, ein scharfer Schuss aus 16 Metern. Hart, platziert aufs linke Eck.
Doch der Erlenbrucher Keeper mit einer sensationellen Glanzparade.
Kurz vor der Pause
erneut Ünal. Diesmal aus 20 Metern. Wieder visiert er kurz das Tor an,
zieht ab. Der Torschrei lag den TuRanern schon auf den Lippen. Doch die
Latte des Erlenbrucher Gehäuses hatte etwas dagegen...
Halbzeit:
Trainer Veltins
zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft, die das Spiel bis dahin
"im Griff" hatte. Er bescheinigte seinen Jungs eine gute
Abwehrleistung, schönes Passspiel über außen. Auch die Jungspieler
machten ihre Sache sehr gut.
Einziger Kritikpunkt: Die Chancenverwertung. "Wir müssen mehr aus
den Standards machen! Und auch mal den direkten Zug zum Tor suchen!"
Geduldig weiterspielen und sich vor allem nicht kalt erwischen lassen,
waren dann seine Ansagen für die zweite Halbzeit. Um die rechte Seite
etwas zu stabilisieren kam Bro für den etwas zu offensiven Hans.
Die Warnung des
Trainers war nicht ganz unbegründet...
Zweite Halbzeit:
TuRa ließ sich einlullen, lud Erlenbruch durch Stellungsfehler und
Lücken in der Abwehr zu Torchancen ein. In der 47. Minute ein erster
Warnschuss, halbrechts vor dem 16er zieht ein Erlenbrucher ab. Glück für
TuRa, dass der Ball knapp über das Tor geht.
Fünf Minuten
später wäre dann beinahe der von Veltins befürchtete Worst-Case
eingetreten. Angriff Erlenbruch. Steilpass in die Spitze. Stellungsfehler
von Horst. Sein Gegenspieler steht frei vor Patrick, umspielt ihn. Doch
aus sechs Metern schafft er das Kunststück, den Ball neben das leere Tor
zu schießen. Durchatmen, TuRa!!
Endlich fand TuRa
wieder mehr ins Spiel. Meistens über links, wo Bro an der Seitenlinie
sehr viel Platz hatte, immer wieder angespielt wurde und seine
gefürchteten Flanken schlagen konnte.
55. Minute: Ecke
Bro. Saschbe kommt unbedrängt zehn Meter vor dem Tor zum Kopfball, nimmt
Maß. Wieder nur Aluminium...
58. Minute:
Spielerwechsel bei TuRa. Für Bölte kommt Pingel.
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Alkohol am Spielfeldrand!!
Linienrichter Flüchter trinkt sich eine Fahne
an.
Pingel ist entsetzt... |
TuRa nun
konzentrierter bei den Standard-Situationen. 63. Minute: Freistoß von
links. Ünal mit schnellem Kurzpass auf Horst. Der will schießen, trifft
den Ball aber nicht richtig. Dennoch trudelt der Ball halbhoch in den
16er. Saschbe grätscht gefährlich am Fünfer in den Ball, kommt jedoch
etwas zu spät, schlägt den Ball weit über den Kasten.
Erlenbruch
unbeeindruckt von den Freienohler Chancen. Im Gegenteil: Die Gastgeber
nutzten den Freiraum für gefährliche Konter. Wie in der 74. Minute:
Wieder ein langer Ball nach vorne. Ein Erlenbrucher Stürmer nimmt den
Ball auf, ist schon im Strafraum, zieht ab. Doch Patrick ist hellwach,
vereitelt die Großchance mit einer glänzenden Fußabwehr.
Erlenbruch gegen
TuRa. Das war in der Vergangenheit meistens sowohl Fußball- als auch
Farben-Spiel. Nicht selten hagelte es gleich mehrere gelbe und rote
Karten. Gerüchten zufolge musste deswegen schon mancher Schiedsrichter
nach Ausfüllen des Spielberichts mit Sehnenscheidenentzündung in
Behandlung...
Die Partie diesmal
jedoch bemerkenswert fair. Dennoch musste dann ein Erlenbrucher vorzeitig
zum Duschen. Zweimal Meckern - das war dem Schiedsrichter wohl doch zuviel
des Guten...
TuRa nutzte seine
Überzahl jetzt gut aus, spielte ruhig hinten raus, nahm die Außen mit.
Immer wieder beteiligt: Bro.
So auch in der 76.
Minute: Herrliche Kombination: Ünal auf Bro, der läuft mit dem Ball bis
zur Grundlinie. Ein flacher Pass in den Rücken der Abwehr. Kordel aus
spitzem Winkel, direkt ins lange Eck. Tooooooooooor!!!!!! Endlich
die Führung!!
Ganz unscheinbar,
im Torjubel kaum beachtet, dann ein Spielerwechsel, der in die Geschichte
eingehen sollte. Der gut agierende Neise machte im Sturm Platz für Kossi.
Kossi, eigentlich
hauptamtlicher Torwart, hatte in der Vergangenheit schon oft bewiesen,
dass er auch als Stürmer eine gute Figur macht. Ob Pfostenschüsse direkt
nach seiner Einwechslung, oder historisch belegte Tunnel-Treffer gegen den
Edelfan, damals noch als Exil-Niedereimerer. Ob er auch diesmal wieder
für Gefahr sorgen konnte?
Er konnte!! Und
wie!!
Gerade einmal vier
Minuten hatte er es sich im gegnerischen 16er gemütlich gemacht, da
schlug der unerbittliche Knipser auch schon zu! Stramme flache Flanke von
Bro. Kossi steht goldrichtig am zweiten Pfosten. Eine artistische
Blutgrätsche. Dann zappelt der Ball im Netz!! 0:2 !!!
Der Freienohler
Fanblock tobte!!! Wahnsinn!! DAS nennt man einen Joker!!
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Kossi - Der gnadenlose Vollstrecker in
Action... |
Offensichtlich
hatte Kossi nun Blut geleckt: Nur wenige Minuten später bekommt er
den Ball am linken 16er-Eck. Er nimmt Maß, zieht ab. Mit Müh' und Not
wirft sich ein Abwehrspieler dazwischen, verhindert den Einschlag im
Erlenbrucher Kasten. Der Erlenbrucher Keeper wischte sich den
Angstschweiß von der Stirn.
Da sage nochmal
jemand, TuRa habe keinen Knipser...
Kurz danach war
die Partie zuende.
Zu Null!!
Auswärtssieg!
Ein versöhnlicher
Abschluss einer verkorksten Saison. Ein gelungener Einstand der neuen
Spieler. Ein grandioser Einschlag von Kobra-Kossi. Und ein würdiger
Abschied für Goldi... Amen...
Man
of the Match: |
Kossi |
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Der Bomber der Nation nach seinem Tor:
Seine nagelneuen Schuhe hielten der
Wucht seines Schusses nicht stand!! |
Aufstellung:
Bräkelmann - Wredic – Maurer - Ünal – Horst –
SaschBe – Bölte (Pingel, 58. Min.)
- Hans (Bro, 46. Min) –
Neise (Kossi, 77. Min.) - Goldi
- Kordel
Tore:
0:1 Kordel (76.)
0:2 Kossi, die Kobra (81.)
Zuschauer:
Edelfan,
Ex-Knipser-vom-Dienst Weber, Libbo, Gonzo, Frau Kossi + Sohnemann, Janine,
Sibbi
Linienrichter:
Flüchtfix
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