Berge
ziehen seit jeher den Menschen in ihren Bann. Und wenn in Freienohl einmal im
Jahr zum Küppelfest der heimische Hügel ruft, gibt es kein Halten mehr: Dann
wird der Wald zum Vulkan, dann steigt das Gelage am Gebirge. Luis
Trenker jodelt aus seinem Grab, Reinhold Messner tanzt mit dem Yeti und fast
schon traditionell steht auch jedes Jahr Kreisliga-Fußball auf dem
Programm.
"Auf
Küppelfest schmeckt das Bier nach einem Sieg NOCH besser!" wollte
Trainer Veltins deshalb seine Leute nicht nur bei der Ehre, sondern auch an
den Geschmacksnerven packen. "Mit Niedereimer steht zwar ein Topfavorit
auf dem Platz, aber wir haben in den letzten Spielen gezeigt, dass wir genug
drauf haben, um mitzuhalten." Gegen die Übermannschaft Herdringen sei
man in der ersten Halbzeit überrannt worden, zudem habe nicht jeder von
Beginn an seine Leistung zu 100% abgerufen. "In der zweiten Hälfte hat
dann jeder alles gegeben. Da hätten wir die Partie fast noch
gedreht!"
Wennigloh,
Vosswinkel, Herdringen: Drei starke Gegner - drei gute Auftritte von TuRa.
Kein Grund also, heute gegen den Aufstiegsaspiranten Niedereimer den Schwanz
einzuziehen. Die Ansage vom Trainer war deutlich: "Wir werden uns heute
nicht hinten reinstellen. Wir wollen versuchen, zu gewinnen. Dann halten wir
den Anschluss nach oben. Außerdem sind wir das Matz schuldig!"
Abwehrrecke
Matz hatte sich im letzten Spiel wahrscheinlich erneut das Kahnbein gebrochen.
Ihm droht eine längere Pause oder sogar die Freak-Show auf der Cranger
Kirmes. Nach dem Spiel gegen Niedereimer hätte man erstmal die großen
Brocken weg, "dann, in den nächsten Spielen, geht es an die wichtigen
Punkte um die Plätze." schätzte Trainer Veltins den Spielplan der
kommenden Wochen ein.
Apropos
Spielplan: DER liegt regelmäßig in der Spielberichts-Kammer des TuRaner
Sportheims. Ebenso regelmäßig ist im Spielplan auch der angesetzte
Schiedsrichter verzeichnet. Fast schon regelmäßig kommt es auch vor, dass
ein angesetzter Schiedsrichter durch einen Kollegen ersetzt wird
(Schiri-Roulette nennt man sowas wohl...). Weniger regelmäßig dürfte es
allerdings vorkommen, dass ein Schiedsrichter vor dem Spiel kurzerhand in die
Schweiz auswandert: 12:45 Uhr. kein Schiri in Sicht. Verwirrung bei beiden
Teams. Wer pfeift? Ein Anruf beim Staffelleiter bringt die Nummer des
angesetzten Schiris. Anruf dort. Nix. Der Niedereimer(er) Torwart bringt
Klarheit in die Sache: "Wer pfeift? Ach der! Nee, der wohnt doch jetzt in
der Schweiz!"
Hat
der Berg etwa zu laut gerufen? Ist die Kreisliga C wirklich so schlecht, dass
die Schiris schon flüchten? - "Ich pfeif auf das Spiel. Da werd' ich
lieber Schweizer... Ist doch eh alles Käse..."?
Wie
dem auch sei: Mit dem Niedereimer(er) Trainer als Schiri und 15 Minuten
Verspätung konnte das Spiel
beginnen.
Niedereimer
zeigte direkt, warum man als heißer Aufstiegskandidat gehandelt wird und
bisher ungeschlagen oben steht: Druckvoll und ballsicher spielten die Gäste
nach vorne. TuRa stand zu weit von den Gegenspielern weg, ließ sich direkt
hinten einschnüren.
5.
Minute: Ecke von links für Niedereimer. Eine weiter, hoher Ball scharf vor
das TuRa-Tor. Abwehr und Torwart steigen hoch. Vergeblich: Am langen Pfosten
steht TuS-Stürmer Kollmann, braucht den Ball nur noch einzunicken.
0:1
- TuRa geschockt. Niedereimer machte das Spiel, kam jedoch nicht zu zwingenden
Torchancen. Zwei Fernschüsse konnte TuRa-Keeper Bräkelmann locker parieren.
Nach
und nach fand TuRa besser ins Spiel, stand nun sicherer und fand Entlastung im
Mittelfeld. Nach vorne lief bis dahin jedoch immer noch zu wenig.
Frust
machte sich breit. Nicht nur über den Rückstand, auch über einige unfaire
Attacken der Gegenspieler, die der Schiri nicht ahndete. Innerhalb von zwei
Minuten sahen Ünal und Ahmed jeweils gelb wegen Meckerns.
35.
Minute: Riesenchance für Niedereimer: Querpass von rechts. Durch den ganzen
16er, durch die gesamte Abwehr. Am langen Pfosten steht ein Stürmer, kann den
Ball ruhig annehmen. Schuss! Genau in die Arme von Torwart Bräkelmann.
Zum
Durchatmen blieb nach dieser Aktion keine Zeit:
38.
Minute: Schulmäßige Niedereimer-Flanke von links. Am langen Pfosten lauert
Blöink, steigt hoch und bringt den Ball aus zwei Metern mit dem Kopf im Netz
unter. Keine Chance für Bräkelmann.
Mit
einem 0:2-Rückstand ging es für TuRa in die Kabine.
In
der Pause monierte Trainer Veltins, dass bisher die "klassischen
Dinge" fehlten: Genaue Pässe und Einsatz. "Die ersten 15 Minuten
haben wir total verpennt, dann gut mitgehalten. Danach war wieder Tiefschlaf
angesagt." Wach werden, das Tempo höher halten und Druck machen. Das
sollte die Devise für die zweite Halbzeit sein. "Ich möchte eine
Trotzreaktion sehen, wie gegen Herdringen. Legt noch eine Schippe drauf. Wenn
wir das 1:2 machen, ist hier noch alles drin."
Mehr
Druck versprach sich Trainer Veltins unter anderem durch Eugen Litau aus der
Ersten. Er kam für Markus Nickchen...
Nach
der Pause zeigte sich TuRa engagierter, ging energischer in die Zweikämpfe
und hielt gut gegen die spielstarken Gäste mit. Das Engagement wurde jedoch
nicht belohnt:
58.
Minute: Niedereimer am Ball. Pass auf rechts, halbhoher Ball in den 16er.
TuRa-Keeper Bräkelmann verschätzt sich, taucht unter dem Ball her.
TuS-Kapitän Sonntag drückt den Ball über die Linie. Irregulär!
Vorausgegangen war eine klare Abseitsposition. Egal, der Treffer zählte...
TuRa
gab sich nicht auf: Nur drei Minuten später: Kampi jr. bedient Jens an der
linken Außenlinie. Traumpass von der Mittellinie in den 16er, genau in den
Lauf von Ünal. Der zieht ab, lässt TuS-Keeper Blotenberg aus 11-Metern ins
rechte Eck keine Chance.
Ging
hier noch was? - Und ob!
TuRa
nun mit dem geforderten Biss, hatte Niedereimer jetzt im Griff, teilweise
sogar unter Druck gesetzt.
Für
den etatmäßigen Stürmer Dennis, der erstmals die Verteidiger-Position
einnahm, kam Pingel. Der angeschlagene, Kampi jr. machte Platz für Hans.
Beide erfüllten ihre Aufgaben solide, konnten die letztlich verdiente
Niederlage jedoch nicht mehr abwenden.
1:3
hieß es am Ende. - Kein Triumph beim Küppelfest also. Trainer Veltins zog
trotzdem eine positive Bilanz: "Wir haben nach Vosswinkel und Herdringen
jetzt gewissermaßen zum dritten Mal eine Halbzeit lang unentschieden
gespielt. Ein paar Prozent fehlen noch, aber daran werden wir weiter
arbeiten."
Das
schwere Auftaktprogramm gegen die Favoriten liegt nun hinter TuRa.
Nun heißt es, Punkte einfahren gegen die unmittelbare Konkurrenz. Das
Auftreten bisher stimmt zuversichtlich...
Beim
Küppelfest hat es für TuRa zwar nicht zum Sieg gereicht, das Bier wird wohl
trotzdem geschmeckt haben. Bleibt also noch, Exil-Schiedsrichtern in der
Schweiz guten Appetit beim Käsefondue zu wünschen. Wohl bekomm's. ... aber
vooorsicht, it's hot määään...
Spieler
des Tages:
Horst
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