Es
gibt im Fußball bekanntlich drei Wege, dem Gegner das eigene Spiel
aufzuzwingen:
Zum
einen ist es möglich, den Gegner durch technische Überlegenheit schwindlig
zu spielen.
Da
wir von TuRa II das Fußballhandwerk jedoch nicht am Zuckerhut, sondern auf
Bolzplätzen in der Rümmecke und im Ohl lernten, ist es mit Ballakrobatik und
Finessen nicht allzu weit her.
Möglichkeit
zwei wäre das Ausnutzen der eigenen konditionellen Überlegenheit.
Ein
Team, dessen Premium-Partner der i-punkt ist und dessen Mitglieder den Küppel
außerhalb der Vorbereitung höchstens zu amorösen Abenteuern nutzen, stößt
auch hier schnell an seine Grenzen.
Bleibt
Alternative drei: Die Einschüchterung des Gegners durch martialisches
Auftreten!
Für
diesen Weg entschied sich in dieser Woche der Sportkamerad Matz: Als er nämlich
zur Spielbesprechung erschien, zierte ein handtellergroßes Veilchen seine
linke Gesichtshälfte!
Spekulationen,
ob ihm der aus unserem Gästebuch bekannte Kerl seiner Ex-Freundin eine
Abreibung verpasst habe, entkräftete er mit der Info, dass er am frühen
Samstagmorgen auf dem Nachhauseweg von der Freienohler Schützenhalle zu
seiner vier Meter entfernten Wohnung „in irgendetwas gestürzt“ sei.
Mensch,
Matz! Zehn Jungs von TuRa II haben am vergangenen Wochenende übelste
Kiez-Spelunken besucht. Sie haben mit Reeperbahn-Halbwesen gesoffen. Sind beim
Hamburger Stadtderby zwischen Pauli-Anhänger, HSV-Fans und Robocops geraten.
Und KEINER hat sich verletzt! Und was machst Du?
Aber
nun zum Spiel! Heute traf man auf eine Mannschaft, gegen die in den letzten
sechs Aufeinandertreffen kein Dreier eingefahren werden konnte: Es ging gegen
die Reserve des SV Bachum/Bergheim. Der Gegner war stark in die Saison
gestartet, musste in den letzten Wochen jedoch erste Federn lassen. Auch an
diesem Spieltag trat Bachum „ohne vier“ an. Zwei Stammkräfte waren
erkrankt, zwei weitere mussten zur Verstärkung an die erste Mannschaft
abgegeben werden.
Für
die in den letzten vier Spielen ungeschlagene Elf von TuRa II sollte dies
Motivation genug sein, die bisher schwache Bachum-Bilanz ein wenig
aufzupeppen! Schließlich hatte man abgesehen vom rotgesperrten Maurer alle
Mann an Bord, Coach Veltins konnte aus 20 Akteuren ein Team zusammenstellen.
Ein „Luxusproblem“, wie er vor Anpfiff feststellte! Ein Sieg sollte das
Ziel sein!
Taktisch
entschied er sich, das in den letzten Partien gut funktionierende Flügelspiel
weiter zu stärken. Bachum sollte über die Außen geknackt werden! Zu diesem
Zweck wurde Jens zum linken Flügelflitzer umfunktioniert, Ramme und André Müller
stabilisierten an seiner und Horsts Stelle neben SaschBe das zentrale
Mittelfeld.
Ein
Schachzug, der sich in den ersten halben Stunde auszahlte. Die Zuschauer sahen
ein munteres Spiel, das sich durch zahlreiche Torraumszenen auszeichnete. Flüchter
und Bro setzten mit Distanzschüssen in der 5. bzw. 14 Minute erste Akzente.
Ein Solo von Jens konnte erst vom Bachumer Schlussmann gestoppt werden. Auch
Bro knüpfte an seine starke Leistung aus der Vosswinkel-Partie an und setzte
Ünal in der 16. Spielminute durch eine schöne Flanke in Szene.
Wer nun jedoch denkt, dass TuRa das Spiel nach Belieben kontrollierte, täuscht
sich. Immer wieder gelang es Bachum mit schnellen Gegenstößen tief in die
Freienohler Hälfte einzudringen. Insbesondere individuelle, auf
Unkonzentriertheit zurückzuführende Fehler in der Freienohler Defensive
verschafften dem Gegner einige Gelegenheiten.
Die
aktivere Mannschaft war in dieser Phase ohne Zweifel der Gastgeber. Lediglich
am Abschluss mangelte es. Wie so oft...
Bezeichnend
war die dreißigste Minute: Der sehr aktive Jens erarbeitete sich zwar mustergültig
eine Gelegenheit, entschied sich aber beim Abschluss zur Solidarität mit dem
Freienohler Hallenbad: Sein Schuss flog derart hoch über das Gästetor, dass
böse Zungen auf der Zuschauergeraden vermuteten, er wolle das zeitgleich
stattfindende Hallenbadfest zur Rettung des Lehrschwimmbeckens mit einer großzügigen
Ballspende unterstützen.
Aber
Spaß beiseite!
Es
folgte nämlich eine starke Phase der Bachumer Gäste. In Spielminute 35
konnte Patrick binnen Sekunden zweimal aus höchster Not klären. Im Zuge
seiner zweiten Rettungstat warf er sich sogar so beherzt in den heranstürmenden
Stürmer, dass er sich leicht am Kopf verletzte.
Bis
zu diesem Zeitpunkt erlebten die Zuschauer ein attraktives und agiles Spiel.
Viel spielte sich vor den Toren ab, das Mittelfeld wurde stets schnell überbrückt,
die Spitzen oft durch lange Bälle eingesetzt.
Hieraus
zog Coach Feldmann in der 36. Minute die Konsequenz, den aufgrund seiner
„adipösen Disposition“ eher als Strafraumstürmer einzuschätzenden Neise
gegen den schnelleren Kordel auszutauschen. Eine Maßnahme, die sich zunächst
auszahlte. Dennis verhalf der Freienohler Offensive zu zwei Gelegenheiten, aus
denen man jedoch nicht Zählbares machen konnte.
Auf
vergebene Chancen folgte der übliche Bachumer Konter: Eine flache Hereingabe
des Bachumer Rechtsaußens fand ca. 14 Meter vor dem Freienohler Tor einen
dankbaren Abnehmer, der den Ball souverän, weil ungestört, einschob. 0 –
1. Au weia...
TuRa
verkraftete den unnötigen Rückstand jedoch und machte das einzig Richtige:
Den Ausgleich!
Jens
leitete hierbei einen druckvollen Angriff ein, passte den Ball auf Ünal, der
ihn im zweiten Versuch am Bachumer Torsteher vorbeischieben konnte. Sauber!
Das Standardresultat war hergestellt, die Pause stand an. Veltins lobte in der
Halbzeitbesprechung zwar das „gut anzuschauende Spiel“, wies jedoch scharf
darauf hin, dass die „katastrophalen Fehler in der Defensive“ abgestellt
werden müssten, falls man das Spiel gewinnen wolle.
Kleine
Anekdote zur Auflockerung des Spielberichts? Gerne! Es ist ja bekannt, dass
Jung-Druide Gonzo neuerdings erfrischende Energietrünke zusammenmischt. Heute
probierte auch TuRa II einmal einige Becherchen dieser
Calcium-Magnesium-Cocktails. Wieviel Kraft Cocktails geben können, wusste man
schließlich spätestens seit der Kieztour der Vorwoche! Das Ergebnis war
jedoch keine höhere Laufleistung, sondern ein bräunlicher Fleck aus Magensäure
und Frühstück, den ein bereits erwähnter Spieler im gegnerischen Strafraum
hinterließ. Ich sehe aus Diskretion einfach mal davon ab, zu verraten, wer
der Kotzer war. Da muss man schließlich mal ein Auge zudrücken. Vielleicht
war die Aktion ihm ja selbst ein Dorn im Auge. Es reicht ja auch, wenn er in
diesem Bericht mit einem blauen Auge davonkommt...
Aber
zurück zum Sport! Die erste Aktion der zweiten Hälfte gehörte wieder den
Hausherren: Dennis kombinierte schön mit Ünal, der jedoch von einem
gegnerischen Defensivmann gehalten wurde. Klarer Fall! Freistoß!
Torentfernung
zwanzig Meter! Mittige Lage! Der Ball endete in der Mauer...
Es
folgte die fünfzigste Minute. Bachum griff über links an, konnte eine lange
hohe Flanke in den Freienohler Torraum schlagen. Keeper Patrick konnte den
Ball leider nur abklatschen. Im folgenden Whooling war ein Bachumer Fuß der
schnellste. 1 – 2. Ein unnötiges Tor!
Bro,
der mittlerweile durch den jüngeren Kampi ersetzt worden war, kommentierte es
von der Bank aus treffend: „Bekloppt-bekifft sowas!!!“. Stimmt. Da kann
man nichts hinzufügen!
Um
dem Spiel auch offensiv neue Frische zu geben, ersetzte Horst in der 52.
Minute André Müller.
Es
folgten Gelegenheiten um Gelegenheiten. Um den Rahmen dieses Berichts nicht zu
sprengen, hier eine Kurzfassung: 58.: Alleingang Jens – drüber, 59.: Schuss
Bro von halbrechts – gehalten, 61.: langer Freistoß von Matz – vorbei an
Freund und Feind, 61.: Flüchter volley aus sechzehn Metern – knapp vorbei,
68.: Freistoß Horst aus guter Lage – in die Mauer, 74.: Sascha aus zwölf
Metern – gerät in Rücklage, schießt drüber, 75.: Großchance Horst –
Parade, 75.: Bölte aus der Distanz – zur Ecke abgefälscht, 75.: Ünal köpft
die folgende Ecke aus zwei Metern über das Tor, 78.: Bachums Torwart lässt
abklatschen, sein Vordermann tritt über den Ball – TuRa macht es ihm nach,
79.: Horst aus 16 Metern, links, flach, plaziert – stark gehalten, 84.:
Freistoß Matz aus dem linken Halbfeld – ins Nichts, 85.: Flüchter nimmt Maß
– und vergibt...
Man
merkt! Die Chancen waren da! Es fehlte jedoch ein Knipser! Trotz dieser
Gelegenheiten blieb die Gästeelf im Spiel und nutzte die Freienohler Schwächen
eiskalt aus. Auch Bachum hatte seine Gelegenheiten! Oftmals konnte man sich
nur bei Patrick, dem Glück oder dem Typen, der das Tor nicht einen Meter
weiter links aufgestellt hat, bedanken, dass es nicht zum 1 – 3 kam.
TuRa
griff aber weiter an! In der 87. Spielminute kann ein Bachumer Verteidiger den
Ball nur mit Hilfe seines Unterarms aus der Gefahrenzone befördern! Klarer
Fall! Handelfmeter!
Der
kleine Kampi fühlt sich gut, erklärt sich bereit, die Verantwortung zu übernehmen,
legt sich den Ball zurecht, läuft an und macht das, was zuvor schon Horst,
Eldin und Ünal bei Elfmetern taten: Er verschoss. Flach links vorbei.
Enttäuschung
machte sich breit. Dennoch beorderte Coach Veltins in der Schlussphase alles
nach vorne, was TuRa zu bieten hatte. Inklusive Torwart Patrick. Leider ohne
Erfolg.
In
der Nachspielzeit stellte Ünal fest, dass der Ball als solcher heute wohl
nicht über die Linie wollte. Folglich entschloss er sich, diesen mitsamt des
Bachumer Keepers ins Tor zu drücken!
Der
sehr souverän leitende Schiedsrichter erkannte Ünals Absicht jedoch und
ermahnte ihn mit Libbos Worten: „Das war ein Foul, mein Sohn!!!“. Wenn
also schon nicht die Freienohler Spielkultur durch Deutschland zieht, so sind
es wenigstens unsere Floskeln.
Mit
dieser ersten Heimniederlage endete also die aktuelle Sechs-Punkte-Serie.
Der
Bachum-Fluch hält weiter an! Das Torverhältnis ist nun negativ, nach Holzen
II hat man immer noch die wenigsten Treffer der Liga erzielt.
Aber
das sind alles nur Statistiken. Und was sagte zu denen bereits Werner Hansch?
„Ja,
Statistiken. Aber welche Statistik stimmt schon? Nach der Statistik ist jeder
4. Mensch ein Chinese, aber hier spielt gar kein Chinese mit.“
Aufstellung:
Patrick – Kimmi Böltonen, Wredic, Matze Balboa – Jensemann, Ramme, André
(55. Horst), SaschBe, Bro (48. Kampi jr.) – Ünal, Marius (36. Dennis)
Linienrichter:
Hans
Zuschauer:
Goldi, Fu, Kampi sen., Kampi sen.², Libbo, Bademeister, Notbremsen-Maurer, Müllers,
noch mehr Müllers, Marc Werner, Familie Bräkelmann
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