So schnell kann das gehen: Da hatte TuRa II
die unglückliche Niederlage der Vorwoche gegen die Erste Mannschaft von
Rumbeck noch nicht ganz verdaut, und schon trat der kleine Bruder zum Derby in
der Freienohler Küppelkampfbahn an. Bei ungemütlichen Temperaturen und
Nieselregen, zu einer fast nachtschlafenden Uhrzeit um 12:15 Uhr ergab sich
für TuRa II also die Chance zur direkten Revanche für die verlorenen Punkte
der letzten Woche. Ganz martialisch erkor Trainer Veltins dann auch in der
Kabine das Spiel zum "Spiel der Rache". Auf eine längere Ansprache
verzichtete er, schließlich wisse jeder, worum es gehe. Außerdem wisse jeder
spätestens nach der hervorragenden zweiten Halbzeit in Rumbeck - eine
"Vorstellung allererster Sahne" (O-Ton Veltins)- , dass man sich
spielerisch durchaus nicht verstecken brauche. "Rausgehen, warmlaufen,
reinkommen, Passkontrolle, rausgehen, spielen, gewinnen!" Kurz und
bündig waren die Worte des Trainers. Voller Elan machten sich die TuRaner ans
Werk, den Worten Taten folgen zu lassen.
Mit
leichter Verspätung pfiff der Schiedsrichter die Partie an. "Wo bleibt
der Zug?" fragten sich einige Zuschauer, als der Pfiff in Tonlage einer
Schaffnerpfeife erklang. Und auch in der Folgezeit verstanden Spieler und Fans
beider Mannschaften wohl nur Bahnhof angesichts der
"unkonventionellen" Entscheidungsgewalt des Schiedsrichters.
"Ich dachte zuerst: Guter Schiri! Der lässt erst mal weiterlaufen,
wartet zunächst den Vorteil ab." meinte Trainer Veltins. Doch dann
musste er schnell erkennen, dass die vermeintliche Vorteilsauslegung des
Mannes in Schwarz eher auf akute Wahrnehmungs- oder Reaktionsstörungen
zurückzuführen waren. "Unbeteiligt" statt
"unparteiisch", das trifft den Nagel wohl auf den Kopf. Wenn sich
der gemütliche Herr dann doch mal bequemte, mit seiner Pfeife zu trillern,
folgten kuriose Entscheidungen und noch kuriosere Urteilsbegründungen:
"Sie gehen immer so komisch rein!", bekam Horst sein Fett weg, in
der 73. Minute sogar die Gelbe Karte. Auf der anderen Seite verwehrte der
Schiri ihm einen Freistoß, obwohl Horst von seinem Gegenspieler vor den Augen
des Schiedsrichters fast entblößt wurde...
Genug gelästert. Gekickt
wurde nämlich auch. Und das, aus Freienohler Sicht, gar nicht mal so
schlecht.
Von der
ersten Sekunde an entwickelte sich ein temporeiches Spiel, in dem die
Gastgeber das Spiel dominierten und den Gegner in der eigenen Hälfte
einschnürte. Schöne Ballkombinationen, flache Pässe, Spiel über die
Außen. Das hatte schon richtig etwas mit Fußball zu tun! Einzig die letzte
Konsequenz nach vorne, der entschlossen und erfolgreiche Abschluss fehlte
noch. So dauerte es bis zur 24. Minute, bis der erste Aufreger die Gemüter
der fröstelnden Fans erhitzten:
Saschbe wird im Rumbecker
Strafraum von den Beinen gerissen. Keine Reaktion vom Schiri. Gefühlte zwei
Minuten später ertönt ein zaghafter Schaffner-Pfiff. Na also! Klarer Fall:
Elfmeter! - Denkste! Der Schiedsrichter entscheidet zwar auf Foulspiel, gibt
aber Freistoß IM Sechzehner! Seltsam, aber so wurde es gepfiffen... Beinahe
hätte Bölte dafür gesorgt, dass man die krasse Fehlentscheidung mit einem
"Schwamm drüber!" hätte abhaken können, aber er verpasst die
Freistoßflanke von Horst nur knapp.
TuRa weiter mit großem
Druck nach vorn. Man störte die Gäste schon im Spielaufbau. Zählbares ergab
sich daraus aber immer noch nicht. Die größeren Chancen hatte sogar Rumbeck!
Das Freienohler Pressing und individuelle Fehler im Mittelfeld ermöglichten
dem Gegner Platz für gefährliche Konter.
Wie
in der 32. Minute: Wrede tritt über den Ball. Urplötzlich steht ein
Rumbecker Stürmer halblinks frei vor dem Tor. Geschickt spitzelt er den Ball
mit dem Außenrist aufs lange Eck zu. Torwart Bräkelmann taucht ab, streckt
sich, kommt aber nicht an den Ball. Zum Glück für TuRa trudelt der Ball
knapp rechts am Tor vorbei.
TuRa
nun wachgerüttelt, spielte energischer nach vorne und vernachlässigte
diesmal auch nicht den Abschluss. Gegen Ende der ersten Halbzeit ergaben sich
dadurch hochkarätige Chancen im Minutentakt:
37.
Minute: Ünal setzt sich vorne rechts durch. Flanke in den Sechzehner. Der
Ball zischt halbhoch in den Fünfer. Horst und Kordel preschen nach vorn,
grätschen. Beide verpassen den Ball nur knapp.
39.
Minute: Ecke von Bro. Ein hoher Ball vor das Tor. Gewühle im Rumbecker
Strafraum. Irgendwie gelangt der Ball zu Saschbe. Der nimmt aus etwa zehn
Metern Maß, zirkelt den Ball plaziert auf den linken Winkel. Doch Rumbecks
Keeper Oest reagiert glänzend, pflückt das Leder aus dem Eck.
40. Minute: Flüchter setzt
Ünal mit einem langen Pass in Szene. Der TuRa-Goalgetter fackelt nicht lange
und zieht aus halblinker Position im Sechzehner ab. Der Ball kracht an die
Querlatte.
In der
Halbzeitpause hatte Trainer Veltins nichts am Spiel seiner Mannschaft
auszusetzten. Einzig die mangelhafte Chancenverwertung gebe Grund zur Sorge.
In der Vergangenheit sei TuRa bekanntlich schon oft genug dafür bestraft
worden. Auch heute hätte es ja beinahe im TuRa-Kasten gerappelt. man dürfe
also Rumbeck keineswegs unterschätzen und die Zügel schleifen lassen. Mit
Geduld und mehr Cleverness vor dem Tor sollte einem Sieg aber nichts im Wege
stehen. Eine Umstellung nahm der TuRa-Trainer vor. Für Bölte kam Matz.
TuRa
machte in Durchgang zwei da weiter, wo man gegen Ende der ersten Hälfte
aufgehört hatte. Der Gegner wurde direkt weit in die eigene Hälfte
gedrängt, kam nicht zum Spiel. TuRa weiter mit schönem Kombinationsspiel
doch weiter mit Schwächen im Abschluss. In der 47. Minute fasst sich Saschbe
ein Herz, zieht aus knapp 25 Metern ab. Sein Gewaltschuss geht knapp über den
Rumbecker Kasten.
Das
war es dann allerdings erst mal mit der Torgefahr. Bis zum Strafraum war alles
schön anzusehen. Auf den letzten Metern zum Glück wurde der Ball dann aber
meist unnötig vertändelt. Kein Wunder, dass Trainer Veltins allmählich
ungeduldig wurde: "Schießt mal endlich drauf!"
Seine
Worte fanden offensichtlich Gehör:
54. Minute: Andre passt auf rechts. Dort nimmt Bro den Ball auf. Ein präzise
Flanke auf Ünal. Der lupft den Ball über den herauseilenden Torwart Oest.
Aber auch über das Tor...
Nur eine Minute später
hatte Kordel mehr Erfolg:
TuRa wieder mit Pressing. Die Rumbecker Abwehr will den Ball rausschlagen.
Saschbe blockt ab, köpft den Ball direkt nach vorn auf den freistehenden
Kordel. Torwart Oest kommt herausgestürmt. Kordel mit einem gefühlvollen
Heber: 1:0!! Endlich die Führung! "Das haben wir uns verdient!"
jubelte Spielführer Saschbe goldrichtig.
Wer dachte, dass der
Treffer TuRa mehr Sicherheit geben würde, oder dass Rumbeck durch das
Gegentor einknickte, so sich getäuscht. Im Gegenteil: TuRa verlor nach und
nach die Kontrolle über das Spiel, ließ Rumbeck mehr ins Spiel kommen. Die
Gäste kamen dem TuRa-Tor gefährlich nahe. "Leute, wir haben das Spiel
noch nicht gewonnen!" ermahnte Trainer Veltins seine Leute.
Doch
TuRa war dem 2:0 näher, als die Gäste dem Ausgleich:
62.
Minute: Flanke Ünal, Bro verpasst das Tor nur knapp.
In der 63. Minute war es
dann endlich soweit:
Erneut flankt Ünal in den Strafraum. Der starke Kordel steigt hoch, drückt
den ball mit dem Kopf über die Linie. 2:0! Doch die Freude währt nicht
lange. Der Schiedsrichter entscheidet auf Abseits. Eine Entscheidung über die
sich streiten lässt.
In der 69. Minute gönnte
Trainer Veltins den gut arbeitenden Martin und Ünal eine Pause. Für sie
kamen per Doppelwechsel Nickchen und Neise.
Die
sehr faire Partie wurde in den letzten 20 Minuten nun hektischer. Mehrere
kleine Fouls auf beiden Seiten und noch mehr Diskussionen um umstrittene
Schiedsrichter-NICHT-Entscheidungen prägten die Schlussphase der Partie, in
der Kordel in der 76. Minute alles hätte klar machen können. Sein Kopfball
nach Bro-Flanke geht jedoch knapp über das Rumbecker Tor.
So blieb es letztendlich
beim 1:0 für TuRa.
"Ein insgesamt hochverdienter Sieg." freute sich Trainer Veltins
nach dem Spiel über das Ergebnis. Über 70 Minuten habe man das Spiel gut
kontrolliert und Druck gemacht. "In den letzten 20 Minuten haben wir uns
dann etwas zu stark vom Gegner unter Druck setzten lassen. An unserer
Abschlussschwäche müssen wir auch unbedingt noch arbeiten."
Zeit
genug dafür hat TuRa jetzt erst mal. Am nächsten Wochenende haben die
TuRaner spielfrei. Danach steht ein schwerer Prüfstein an: Dann ist der TuS
Bruchhausen zu Gast am Küppel.
Spieler
des Tages:
Dennis
Kordel
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