Der TuRa-II-Spielbericht wird präsentiert von:

 

Patrick und die Sieben Zwerge – Männer allein im Matsch   

19.11.2006  
TuRa II - TuS Bruchhausen II 4:2

Es gibt Tage, an denen einer Fußballmannschaft eine Wende zum Besseren gelingt.

Man denke zum Beispiel an den 24. Juli 1989, als Borussia Dortmund durch einen 4:1 Sieg im DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen die „Goldenen Neunziger“ einläutete.

Oder an unsere Nationalelf, für die am 04. Juli 1954 mit einem geschichtsträchtigen 3:2 eine Ära begann, die drei Weltmeister-, vier Vizeweltmeistertitel, drei dritte Plätze bei Weltmeisterschaften, drei Europameisterschaften und immerhin zwei Vizeweltmeistertitel mit sich brachte. 

Dass auch der 19. November 2006 ein solcher Tag wird, steht außer Frage.

Nicht nur dem 1. FC Köln gelang an diesem Tag mit der Verpflichtung des verlorenen Sohnes Christoph Daum die Trendwende, die nach Meinung des Autors vorerst darin gipfeln wird, dass Patrick Helmes und Spätheimkehrer Lukas Podolski am 23. Mai 2009 gemeinsam die Meisterschale in den Kölner Abendhimmel reißen werden.

Nein, auch unsere Jungs von TuRa II konnten an diesem Tag die Wende schaffen.

Dass in ihnen das Potential zu Großem steckt, weiß jeder, der an diesem Tag den Weg in die verregnete Küppelkampfbahn fand, um sich das Match gegen den TuS Bruchhausen anzuschauen. 

Wie eng die Spiele gegen die Buben von der Hiag sind, war einer der Punkte, an die Coach Feldmann seine Truppe schon in der Besprechung vor Spielbeginn erinnerte. Erfahrungsgemäß komme es gegen die Bruchhauser immer zu „Schlachten“ und „ganz engen Dingern“. Er sollte recht behalten! Nicht umsonst habe man in der vergangenen Woche „mit vollem Körperkontakt trainiert“.

Da man es heute mit einem Gegner zu tun hatte, der in einem Dutzend Partien bereits 38 Tore geschossen hatte, sei es wichtig aus einer soliden Defensive heraus zu spielen. Um der Stärke der Gäste bei Standardsituationen etwas entgegenzusetzen, sollten die langen, kopfballstarken Kerls um  Jens und Horst bei jeder Ecke und jedem Freistoß die Abwehr verstärken.

Die Freienohler Spitzen sollten sich aber auch vor Augen führen, dass Bruchhausen nicht nur viele Tore schoss, sondern auch pro Spiel im Schnitt mehr als zwei kassierte.

 

Dass heute der Grundsatz „Never change a winning team!“ aufgegeben werden musste, lag an den verletzungsbedingten Ausfällen von SaschBe und Dennis Kordel. Für sie rückten Matz und Venezuela-Heimkehrer Jens in die Startelf.

Dank Ünal, der dem Schiedsrichter freundlicherweise für die Dauer des Spiels seine Armbanduhr zur Verfügung stellte, konnte das Spiel pünktlich um 12.15 Uhr angepfiffen werden.

Bereits in der ersten Viertelstunde der Begegnung zeigte sich, dass das heutige Match nicht in Ballettschühchen zu gewinnen war. Sowohl Freienohl, als auch Bruchhausen legten ein hohes Tempo vor. Leichte Vorteile auf Seiten der Hausherren waren jedoch bereits in dieser frühen Phase erkennbar. Bruchhausen wurde schon in der eigenen Hälfte im Spielaufbau gestört, TuRa gelang es, die eigene Schnelligkeit auszuspielen.

Zu Chancen kam der Gast – wie vom Coach prognostiziert – nur durch Freistöße. Den einen, der den Weg auf das Freienohler Tor fand, parierte Patrick in der siebten Minute aber sicher.

Dass mit harten Bandagen gespielt wurde, zeigte sich in der zehnten Spielminute, als sich Christopher Kampschulte in einem Zweikampf eine Blessur am linken Knöchel einfing.

Dank der zur Zeit dicken Personaldecke stand für ihn mit Markus Nickchen ein ebenbürtiger Ersatz bereit, der in der 16. Spielminute einen Alleingang über seine rechte Seite startete, den Ball flach in den Sechszehnmeterraum spielte, von wo aus Ünal den Ball ins lange Eck spitzelte. 1 – 0 !

Solche schnellen Alleingänge über die Außenpositionen, die mit Hereingaben in den Rücken der Gästeabwehr endeten, war das Rezept, mit dem sich TuRa in der ersten Hälfte einige gute Chancen herausspielte. Die Gegenangriffe der Bruchhausener endeten in der ersten Hälfte spätestens in der stark stehenden Freienohler Abwehr oder (allerspätestens) beim starken Schlussmann Patrick.

In der 23. Spielminute hatte der heute sehr agile Ünal gleich zweimal die Gelegenheit, die Führung   auszubauen. Sein Distanzhammer konnte jedoch vom Gästekeeper ins Aus abgelenkt werden. Genau dort landete leider auch seine Direktabnahme der folgenden Ecke.

Gefährlich wurde es auch immer dann, wenn Horst die Spitzen mit langen Bällen aus dem Halbfeld einsetzte. In der 25. Spielminute gelang es ihm, die gesamte Bruchhausener Defensive mit einem steilen Freistoß auszuschalten, den Flüchter eiskalt zum 2 – 0 einhämmerte. 

Wann hatte TuRa eigentlich zum letzten Mal so früh so deutlich geführt? 2 – 0 nach noch nicht einmal einer halben Stunde. Und das auch noch verdient! Wenn man sich jetzt clever anstellte, sollte der vierte Saisonsieg eigentlich in trockenen Tüchern sein. Oder? Man erinnere sich an Eintracht Frankfurt, das am Vorfreitag ebenfalls früh mit 0 – 2 in Bochum führte und das Spiel dann noch verloren geben musste. Also: Konzentriert weiterspielen! 

TuRa agierte also. In der 28. Minute sah das gute Dutzend Zuschauer eine spiegelbildliche Fast-Kopie des zweiten Tores: Diesmal ließ der heute bärenstarke Martin Müller die rechte Bruchhausener Abwehrseite schwach aussehen und spielte den Ball nach einem Alleingang zur Eckfahne flach auf den heranstürmenden Flüchter, der den Ball jedoch nur am Tor vorbei spitzeln konnte.

In den folgenden zehn Minuten gelang es dem kreativen TuRa-Mittelfeld um Horst und André, die Gästeabwehr immer wieder mit steilen Pässen ins Schwimmen zu bringen. Flüchter und Ünal   hatten jeweils den dritten Treffer auf dem Fuß. Leider wurde ein Angriff von Jens abgepfiffen. Laut Schiri hatte er den Torwart angegangen, was eine gelbe Karte zur Folge hatte.

In dieser eigentlich druckvollen Phase kam es zu einer der wenigen Unachtsamkeiten auf Freienohler Seite: Ein Bruchhausener Mittelfeldmann wuselte sich über die linke Seite, ein Distanzschuss wurde so unglücklich abgefälscht, dass Torwart Patrick nur das Nachsehen blieb. Es stand 2 – 1.

Zwei Minuten vor Ende der ersten Hälfte erkannten Martin und Ramme, dass es sich mit zwei Toren Vorsprung entspannter leben lässt, als mit einem. Müller erkämpfte sich den Ball im Mittelfeld, marschierte über seine linke Seite, bediente Flüchter, der den Ball aus 16 Metern zum „Doppelpack“ eindrosch.

3 – 1 zur Halbzeit! Coach Veltins war mehr als zufrieden. Er lobte das hohe Tempo und die Tatsache, dass der Gegner immer wieder zu Fehlern gezwungen wurde. Wegen der mittlerweile vierten starken Halbzeit in Folge stellte er einen trainingsfreien Dienstag in Aussicht.

Sein Fazit zum bisherigen Spiel: „Eine Superleistung! Und dass ich das Wort „Super“ in den Mund nehme, will was heißen. Das passiert nämlich nicht oft!“. 

Motiviert von solchen warmen Worten verließ die TuRa-Elf die ebenso warme Kabine und kehrte zurück auf die durchnässte Küppelkampfbahn. 

Leider ist der vorausgehende Satz der letzte in diesem Spielbericht, in dem das Wort „TuRa-Elf“  benutzt werden kann:

In der 48. Minute geschah es nämlich, dass ein Bruchhausener Spieler unseren Jens „über den Buckel“ springen ließ. Jens wertete dies als Foul, griff sich den Ball und freute sich auf einen Freistoß aus guter Position. Der Pfiff kam tatsächlich! Nur leider nicht für, sondern gegen ihn. Handspiel! Aus seinem dreiwöchigen Venezuela-Urlaub hatte der Jensemann aber scheinbar so viel südamerikanisches Temperament mitgenommen, dass er die Entscheidung des Referees laut kommentierte. Das wiederum würdigte der Schiedsrichter mit einer gelben Karte. Genau! Mit seiner zweiten. Und dass zwei gelbe Karten früher einmal, als die gelb-gelb-rote Karte noch nicht erfunden war, zum Platzverweis führen, dürfte bekannt sein. 

Nun war es also wichtig, 42 Minuten lang in Unterzahl einen Zwei-Tore-Vorsprung zu sichern.

Das dürfte ohne zentralen Mittelfeldmann in einem so schnellen Spiel nicht einfach werden!

Wer nun aber erwartete, dass unsere TuRaner bis zum Abpfiff mauerten, war schief gewickelt!

Nix Catenaccio! Angriff ist die beste Verteidigung! 

Natürlich war die Unterzahl zu erkennen. In zwingenden Gelegenheiten konnte der TuS Bruchhausen sie aber nicht ummünzen. Im Gegenteil! Nach einem Solo von Horst hatte Ünal (55.)  genauso das 4 – 1 auf dem Fuß wie Ramme, der den Gästekeeper in der 62. Minute mit einem hoch  tickenden Distanzschuss prüfte.

Das Spiel wurde noch einmal kampfbetonter. Der Bruchhauser Trainer entschied sich, seinen spielstarken Neuner, den Bezirksligaveteran Veltins übrigens noch aus eigenen Aufeinandertreffen kannte, von der Liberoposition in den Sturm zu ziehen. Gegen unsere souveräne Defensive um Wrede, Matz und Maurer konnte jedoch auch er nichts zählbares erreichen.

In der 65. Minute schlug dann die Stunde des Martin M. Schulbuchmäßig setzte er sich wie so oft auf der linken Seite durch, umtanzte die Bruchhauser Innenverteidigung und verschaffte sich eine Chance fünf Meter mittig vor dem Gästetor. Sowohl seine Gegenspieler, als auch der Torwart und die immer zahlreicher werdenden Zuschauer erwarteten nun, dass Martin einen Haken schlagen würde, um sich den Ball auf seinen starken linken Fuß zu legen. Stattdessen zog er aber mit seinem rechten Bein ab! Dies überraschte den Bruchhausener Schlussmann dermaßen, dass er den Ball durch seine nassen Handschuhe rutschen ließ. 4 – 1 ! Danke, Martin!

Trotz des deutlichen Rückstands ließ sich das Gästeteam jedoch nicht hängen und drückte weiter. Freienohl blieb aber durch schnelle Gegenstöße gefährlich! Dass einer der hohen Freienohler Steilpässe von einem Bruchhauser Akteur nur in bester Nowitzki-Manier mit der Hand ge-rebounded werden konnte, führte nur zu einer gelben Karte. 

Siebzehn Minuten vor Schluss entschloss sich Coach Veltins, für die Schlussphase mit Bro und Marius Neise zwei frische Männer ins Spiel zu bringen. Für sie verließen Nickchen und Ünal die Partie.

In der Szene, die diesem Wechsel folgte, entschloss sich Martin, nicht nur die Zweite, sondern auch TuRa I zu unterstützen. Ein weiterer seiner starken Alleingänge endete nämlich nicht in einem Torschuss, sondern darin, dass er einen sich hinter dem Gästetor aufwärmenden Spieler von Bruchhausen I aus kürzester Distanz abknallte.

In den folgenden Minuten wurde das Spiel zerfahrener, es kam zu zahlreichen Unterbrechungen. In der achtzigsten Minute verletzte sich der souveräne Maurer so unglücklich am Oberschenkel, dass er für die Schlussphase nicht mehr zur Verfügung stand.
Der aufmerksame Leser wird bemerken, dass TuRa zu diesem Zeitpunkt bereits drei Mal gewechselt hatte. Nun musste man also zu neunt in die Abwehrschlacht ziehen!

 

Dummerweise wurde aus dem Drei-Tore-Vorsprung in der 80. Minute ein 4 – 2. Bruchhausen nutzte eine Ecke zum zweiten Treffer an diesem Tag. Erwartungsgemäß warf der Gast hieraufhin alles nach vorn, was noch den Ausgleich gegen die nur zahlenmäßig schwächeren Freienohler hätte erzielen können. 

In der 82. Minute köpfte ein Bruchhauser Akteur nach Ecke von links aus knapp einem Meter Distanz freundlicherweise am langen Pfosten vorbei. Gut so!

In den letzten acht Minuten tat TuRa das einzig richtige: Man löste sich, gestaltete das Spiel wieder offener und kam in der 86. Minute durch Neise sogar noch zu einer Großchance. 

Genau dieser Neise schrieb drei Minuten später Sportgeschichte: Er foulte taktisch und hielt an der linken Außenlinie einen Gegenspieler fest. Durchaus gelbwürdig angesichts des Spielstandes. Genau in dem Moment, als der Referee die gelbe Karte zeige, drosch er den Ball in Richtung Bande. Folge: Die gelbe Karte senkte sich einige Zentimeter, wurde dann direkt wieder gezeigt und anschließend von einer roten abgelöst. Gelb-gelb-rot! Sachen gibt´s...

TuRa stand nun nach zwei Platzverweisen und dem Ausfall von Maurer mit nur noch acht Mann auf dem Platz. Für die Streber und Statistiker unter uns: Bruchhausen hatte von nun an 43 Prozent mehr Feldspieler zur Verfügung als die Hausherren!!!

Und was haben sie aus diesem Vorteil gemacht? NIX!!!

TuRa gewann nach wirklich großer Leistung verdient mit 4 – 2 gegen die Jungs von der Hiag und hat nun die Gelegenheit, noch vor der Winterpause mehr Zähler auf das Punktekonto zu bringen, als am Ende der kompletten Vorsaison zu Buche standen.

Wollen wir also hoffen, dass wir uns an diesen 19. November 2006 noch lange erinnern werden. Zum Beispiel im Mai 2009. Wenn TuRa II im Relegationsspiel gegen Oeventrop I den A-Liga-Aufstieg klar macht...

TuRa II: Bräkelmann – Maurer, Wredic, Matz – Horst, Flüchter – Martin, Jens, Kampi jr. (10. Nickchen [73. Bro]) - André, Ünal (73. Marius)

Tore: 
1 : 0 Ünal (16.)
2 : 0 Ramme (25.)
2 : 1 Bruchhausen (39.)
3 : 1 Ramme (43.)
4 : 1 Martin (65.)
4 : 2 Bruchhausen (80.)

Gelb-Rot: Jens (48.)

Gelb-Gelb-Rot: Marius (89.)

Linienrichter: Hans

Zuschauer: viele Müllers, Familie Bräkelmann, einige Mädels, SaschBe (bis zur 25. an der Bande, in der 25. auf der Bande, ab der 25. hinter der Bande), Goldi, Fu, ein kleiner dicker Junge, Jens (ab 48.), Maurer (ab 80.), Neise (ab 89.), Bruchhausens Torwart (beim 4 : 1)

Spieler des Tages:

Martin „Beidfuß“ Müller

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