Der TuRa-II-Spielbericht wird präsentiert von: |
Es
gibt Tage, an denen einer Fußballmannschaft eine Wende zum Besseren
gelingt.
Man
denke zum Beispiel an den 24. Juli 1989, als Borussia Dortmund durch
einen 4:1 Sieg im DFB-Pokalfinale gegen Werder Bremen die „Goldenen
Neunziger“ einläutete.
Oder
an unsere Nationalelf, für die am 04. Juli 1954 mit einem geschichtsträchtigen
3:2 eine Ära begann, die drei Weltmeister-, vier Vizeweltmeistertitel,
drei dritte Plätze bei Weltmeisterschaften, drei Europameisterschaften
und immerhin zwei Vizeweltmeistertitel mit sich brachte.
Dass
auch der 19. November 2006 ein solcher Tag wird, steht außer Frage.
Nicht
nur dem 1. FC Köln gelang an diesem Tag mit der Verpflichtung des
verlorenen Sohnes Christoph Daum die Trendwende, die nach Meinung des
Autors vorerst darin gipfeln wird, dass Patrick Helmes und Spätheimkehrer
Lukas Podolski am 23. Mai 2009 gemeinsam die Meisterschale in den Kölner
Abendhimmel reißen werden.
Nein,
auch unsere Jungs von TuRa II konnten an diesem Tag die Wende schaffen.
Dass
in ihnen das Potential zu Großem steckt, weiß jeder, der an diesem Tag
den Weg in die verregnete Küppelkampfbahn fand, um sich das Match gegen
den TuS Bruchhausen anzuschauen.
Wie
eng die Spiele gegen die Buben von der Hiag sind, war einer der Punkte,
an die Coach Feldmann seine Truppe schon in der Besprechung vor
Spielbeginn erinnerte. Erfahrungsgemäß komme es gegen die Bruchhauser
immer zu „Schlachten“ und „ganz engen Dingern“. Er sollte recht
behalten! Nicht umsonst habe man in der vergangenen Woche „mit vollem
Körperkontakt trainiert“.
Da
man es heute mit einem Gegner zu tun hatte, der in einem Dutzend Partien
bereits 38 Tore geschossen hatte, sei es wichtig aus einer soliden
Defensive heraus zu spielen. Um der Stärke der Gäste bei
Standardsituationen etwas entgegenzusetzen, sollten die langen,
kopfballstarken Kerls um Jens
und Horst bei jeder Ecke und jedem Freistoß die Abwehr verstärken. Die Freienohler Spitzen sollten sich aber auch vor Augen führen, dass Bruchhausen nicht nur viele Tore schoss, sondern auch pro Spiel im Schnitt mehr als zwei kassierte.
Dass
heute der Grundsatz „Never change a winning team!“ aufgegeben werden
musste, lag an den verletzungsbedingten Ausfällen von SaschBe und
Dennis Kordel. Für sie rückten Matz und Venezuela-Heimkehrer Jens in
die Startelf.
Dank
Ünal, der dem Schiedsrichter freundlicherweise für die Dauer des
Spiels seine Armbanduhr zur Verfügung stellte, konnte das Spiel pünktlich
um 12.15 Uhr angepfiffen werden.
Bereits
in der ersten Viertelstunde der Begegnung zeigte sich, dass das heutige
Match nicht in Ballettschühchen zu gewinnen war. Sowohl Freienohl, als
auch Bruchhausen legten ein hohes Tempo vor. Leichte Vorteile auf Seiten
der Hausherren waren jedoch bereits in dieser frühen Phase erkennbar.
Bruchhausen wurde schon in der eigenen Hälfte im Spielaufbau gestört,
TuRa gelang es, die eigene Schnelligkeit auszuspielen.
Zu
Chancen kam der Gast – wie vom Coach prognostiziert – nur durch
Freistöße. Den einen, der den Weg auf das Freienohler Tor fand,
parierte Patrick in der siebten Minute aber sicher.
Dass
mit harten Bandagen gespielt wurde, zeigte sich in der zehnten
Spielminute, als sich Christopher Kampschulte in einem Zweikampf eine
Blessur am linken Knöchel einfing.
Dank
der zur Zeit dicken Personaldecke stand für ihn mit Markus Nickchen ein
ebenbürtiger Ersatz bereit, der in der 16. Spielminute einen Alleingang
über seine rechte Seite startete, den Ball flach in den
Sechszehnmeterraum spielte, von wo aus Ünal den Ball ins lange Eck
spitzelte. 1 – 0 !
Solche
schnellen Alleingänge über die Außenpositionen, die mit Hereingaben
in den Rücken der Gästeabwehr endeten, war das Rezept, mit dem sich
TuRa in der ersten Hälfte einige gute Chancen herausspielte. Die
Gegenangriffe der Bruchhausener endeten in der ersten Hälfte spätestens
in der stark stehenden Freienohler Abwehr oder (allerspätestens) beim
starken Schlussmann Patrick.
In
der 23. Spielminute hatte der heute sehr agile Ünal gleich zweimal die
Gelegenheit, die Führung auszubauen.
Sein Distanzhammer konnte jedoch vom Gästekeeper ins Aus abgelenkt
werden. Genau dort landete leider auch seine Direktabnahme der folgenden
Ecke.
Gefährlich
wurde es auch immer dann, wenn Horst die Spitzen mit langen Bällen aus
dem Halbfeld einsetzte. In der 25. Spielminute gelang es ihm, die
gesamte Bruchhausener Defensive mit einem steilen Freistoß
auszuschalten, den Flüchter eiskalt zum 2 – 0 einhämmerte.
Wann
hatte TuRa eigentlich zum letzten Mal so früh so deutlich geführt? 2
– 0 nach noch nicht einmal einer halben Stunde. Und das auch noch
verdient! Wenn man sich jetzt clever anstellte, sollte der vierte
Saisonsieg eigentlich in trockenen Tüchern sein. Oder? Man erinnere
sich an Eintracht Frankfurt, das am Vorfreitag ebenfalls früh mit 0 –
2 in Bochum führte und das Spiel dann noch verloren geben musste. Also:
Konzentriert weiterspielen!
TuRa
agierte also. In der 28. Minute sah das gute Dutzend Zuschauer eine
spiegelbildliche Fast-Kopie des zweiten Tores: Diesmal ließ der heute bärenstarke
Martin Müller die rechte Bruchhausener Abwehrseite schwach aussehen und
spielte den Ball nach einem Alleingang zur Eckfahne flach auf den
heranstürmenden Flüchter, der den Ball jedoch nur am Tor vorbei
spitzeln konnte.
In
den folgenden zehn Minuten gelang es dem kreativen TuRa-Mittelfeld um
Horst und André, die Gästeabwehr immer wieder mit steilen Pässen ins
Schwimmen zu bringen. Flüchter und Ünal
hatten jeweils den dritten Treffer auf dem Fuß. Leider wurde ein
Angriff von Jens abgepfiffen. Laut Schiri hatte er den Torwart
angegangen, was eine gelbe Karte zur Folge hatte.
In
dieser eigentlich druckvollen Phase kam es zu einer der wenigen
Unachtsamkeiten auf Freienohler Seite: Ein Bruchhausener Mittelfeldmann
wuselte sich über die linke Seite, ein Distanzschuss wurde so unglücklich
abgefälscht, dass Torwart Patrick nur das Nachsehen blieb. Es stand 2
– 1.
Zwei
Minuten vor Ende der ersten Hälfte erkannten Martin und Ramme, dass es
sich mit zwei Toren Vorsprung entspannter leben lässt, als mit einem. Müller
erkämpfte sich den Ball im Mittelfeld, marschierte über seine linke
Seite, bediente Flüchter, der den Ball aus 16 Metern zum
„Doppelpack“ eindrosch.
3
– 1 zur Halbzeit! Coach Veltins war mehr als zufrieden. Er lobte das
hohe Tempo und die Tatsache, dass der Gegner immer wieder zu Fehlern
gezwungen wurde. Wegen der mittlerweile vierten starken Halbzeit in
Folge stellte er einen trainingsfreien Dienstag in Aussicht.
Sein
Fazit zum bisherigen Spiel: „Eine Superleistung! Und dass ich das Wort
„Super“ in den Mund nehme, will was heißen. Das passiert nämlich
nicht oft!“.
Motiviert
von solchen warmen Worten verließ die TuRa-Elf die ebenso warme Kabine
und kehrte zurück auf die durchnässte Küppelkampfbahn.
Leider
ist der vorausgehende Satz der letzte in diesem Spielbericht, in dem das
Wort „TuRa-Elf“ benutzt
werden kann:
In
der 48. Minute geschah es nämlich, dass ein Bruchhausener Spieler
unseren Jens „über den Buckel“ springen ließ. Jens wertete dies
als Foul, griff sich den Ball und freute sich auf einen Freistoß aus
guter Position. Der Pfiff kam tatsächlich! Nur leider nicht für,
sondern gegen ihn. Handspiel! Aus seinem dreiwöchigen Venezuela-Urlaub
hatte der Jensemann aber scheinbar so viel südamerikanisches
Temperament mitgenommen, dass er die Entscheidung des Referees laut
kommentierte. Das wiederum würdigte der Schiedsrichter mit einer gelben
Karte. Genau! Mit seiner zweiten. Und dass zwei gelbe Karten früher
einmal, als die gelb-gelb-rote Karte noch nicht erfunden war, zum
Platzverweis führen, dürfte bekannt sein.
Nun
war es also wichtig, 42 Minuten lang in Unterzahl einen
Zwei-Tore-Vorsprung zu sichern.
Das
dürfte ohne zentralen Mittelfeldmann in einem so schnellen Spiel nicht
einfach werden!
Wer
nun aber erwartete, dass unsere TuRaner bis zum Abpfiff mauerten, war
schief gewickelt!
Nix
Catenaccio! Angriff ist die beste Verteidigung!
Natürlich
war die Unterzahl zu erkennen. In zwingenden Gelegenheiten konnte der
TuS Bruchhausen sie aber nicht ummünzen. Im Gegenteil! Nach einem Solo
von Horst hatte Ünal (55.) genauso
das 4 – 1 auf dem Fuß wie Ramme, der den Gästekeeper in der 62.
Minute mit einem hoch tickenden Distanzschuss prüfte.
Das
Spiel wurde noch einmal kampfbetonter. Der Bruchhauser Trainer entschied
sich, seinen spielstarken Neuner, den Bezirksligaveteran Veltins übrigens
noch aus eigenen Aufeinandertreffen kannte, von der Liberoposition in
den Sturm zu ziehen. Gegen unsere souveräne Defensive um Wrede, Matz
und Maurer konnte jedoch auch er nichts zählbares erreichen.
In
der 65. Minute schlug dann die Stunde des Martin M. Schulbuchmäßig
setzte er sich wie so oft auf der linken Seite durch, umtanzte die
Bruchhauser Innenverteidigung und verschaffte sich eine Chance fünf
Meter mittig vor dem Gästetor. Sowohl seine Gegenspieler, als auch der
Torwart und die immer zahlreicher werdenden Zuschauer erwarteten nun,
dass Martin einen Haken schlagen würde, um sich den Ball auf seinen
starken linken Fuß zu legen. Stattdessen zog er aber mit seinem rechten
Bein ab! Dies überraschte den Bruchhausener Schlussmann dermaßen, dass
er den Ball durch seine nassen Handschuhe rutschen ließ. 4 – 1 !
Danke, Martin!
Trotz
des deutlichen Rückstands ließ sich das Gästeteam jedoch nicht hängen
und drückte weiter. Freienohl blieb aber durch schnelle Gegenstöße
gefährlich! Dass einer der hohen Freienohler Steilpässe von einem
Bruchhauser Akteur nur in bester Nowitzki-Manier mit der Hand
ge-rebounded werden konnte, führte nur zu einer gelben Karte.
Siebzehn
Minuten vor Schluss entschloss sich Coach Veltins, für die Schlussphase
mit Bro und Marius Neise zwei frische Männer ins Spiel zu bringen. Für
sie verließen Nickchen und Ünal die Partie.
In
der Szene, die diesem Wechsel folgte, entschloss sich Martin, nicht nur
die Zweite, sondern auch TuRa I zu unterstützen. Ein weiterer seiner
starken Alleingänge endete nämlich nicht in einem Torschuss, sondern
darin, dass er einen sich hinter dem Gästetor aufwärmenden Spieler von
Bruchhausen I aus kürzester Distanz abknallte.
In
den folgenden Minuten wurde das Spiel zerfahrener, es kam zu zahlreichen
Unterbrechungen. In der achtzigsten Minute verletzte sich der souveräne
Maurer so unglücklich am Oberschenkel, dass er für die Schlussphase
nicht mehr zur Verfügung stand.
Dummerweise
wurde aus dem Drei-Tore-Vorsprung in der 80. Minute ein 4 – 2.
Bruchhausen nutzte eine Ecke zum zweiten Treffer an diesem Tag.
Erwartungsgemäß warf der Gast hieraufhin alles nach vorn, was noch den
Ausgleich gegen die nur zahlenmäßig schwächeren Freienohler hätte
erzielen können.
In
der 82. Minute köpfte ein Bruchhauser Akteur nach Ecke von links aus
knapp einem Meter Distanz freundlicherweise am langen Pfosten vorbei.
Gut so!
In
den letzten acht Minuten tat TuRa das einzig richtige: Man löste sich,
gestaltete das Spiel wieder offener und kam in der 86. Minute durch
Neise sogar noch zu einer Großchance.
Genau
dieser Neise schrieb drei Minuten später Sportgeschichte: Er foulte
taktisch und hielt an der linken Außenlinie einen Gegenspieler fest.
Durchaus gelbwürdig angesichts des Spielstandes. Genau in dem Moment,
als der Referee die gelbe Karte zeige, drosch er den Ball in Richtung
Bande. Folge: Die gelbe Karte senkte sich einige Zentimeter, wurde dann
direkt wieder gezeigt und anschließend von einer roten abgelöst.
Gelb-gelb-rot! Sachen gibt´s...
TuRa
stand nun nach zwei Platzverweisen und dem Ausfall von Maurer mit nur
noch acht Mann auf dem Platz. Für die Streber und Statistiker unter
uns: Bruchhausen hatte von nun an 43 Prozent mehr Feldspieler zur Verfügung
als die Hausherren!!!
Und
was haben sie aus diesem Vorteil gemacht? NIX!!!
TuRa
gewann nach wirklich großer Leistung verdient mit 4 – 2 gegen die
Jungs von der Hiag und hat nun die Gelegenheit, noch vor der Winterpause
mehr Zähler auf das Punktekonto zu bringen, als am Ende der kompletten
Vorsaison zu Buche standen.
Wollen
wir also hoffen, dass wir uns an diesen 19. November 2006 noch lange
erinnern werden. Zum Beispiel im Mai 2009. Wenn TuRa II im
Relegationsspiel gegen Oeventrop I den A-Liga-Aufstieg klar macht...
TuRa II: Bräkelmann
– Maurer, Wredic, Matz – Horst, Flüchter – Martin, Jens, Kampi
jr. (10. Nickchen [73. Bro]) - André, Ünal (73. Marius)
Tore:
Gelb-Rot: Jens
(48.)
Gelb-Gelb-Rot: Marius
(89.)
Linienrichter: Hans
Zuschauer: viele Müllers,
Familie Bräkelmann, einige Mädels, SaschBe (bis zur 25. an der Bande,
in der 25. auf der Bande, ab der 25. hinter der Bande), Goldi, Fu, ein
kleiner dicker Junge, Jens (ab 48.), Maurer (ab 80.), Neise (ab 89.),
Bruchhausens Torwart (beim 4 : 1)
Spieler des Tages: |