Der TuRa-II-Spielbericht wird präsentiert von: |
Wir
haben es wohl Sönke Wortmann zu verdanken, dass die Fußballweltmeisterschaft
1954 untrennbar mit dem Ausdruck „Das Wunder von Bern“
verbunden bleibt.
Doch
wer erinnert sich an die ebenso dramatische „Hitzeschlacht von
Lausanne“, die im Laufe desselben Turniers stattfand?
Acht
Tage vor dem geschichtsträchtigen 3:2 durch Helmut „Boss“ Rahn
trafen im Stadion La Pontaise in Lausanne die Nationalteams Österreichs
und der Schweiz aufeinander.
Und
was war an diesem Viertelfinale nun so bemerkenswert?
Trotz
der enormen Hitze von 40° im Schatten gelang es den Teams, die 32.000
Zuschauer mit zwölf (!) Toren zu verwöhnen. Österreich gelang es,
einen 0:3-Rückstand in ein 7:5 umzubiegen und zog damit in das
Halbfinale der Weltmeisterschaft ein.
Diese
„Hitzeschlacht von Lausanne“ ist bis heute das torreichste Spiel,
das jemals bei einer Endrunde
einer Fußballweltmeisterschaft ausgetragen wurde.
Ein
so hohes Resultat passte gut in ein Turnier, das mit 140 Treffern in
gerade einmal 26 Spielen als die torreichste aller Weltmeisterschaften
in die Fußballgeschichte eingehen sollte. Immerhin entspricht diese
Trefferausbeute einem Torschnitt von 5,38! Es muss also eine spannende
Sache gewesen sein, in diesem Sommer 1954 Fußballspiele zu schauen.
Knapp
650 Kilometer weiter nördlich und gut 52 Jahre später kann der treue
Anhänger von TuRa II von solchen Torquoten nur noch träumen: In
dreizehn Begegnungen konnten gerade einmal 41 Tore bestaunt werden. Gut
für die Fans: Die Jungs vom Küppel schossen eines mehr, als sie
kassierten! Aber dennoch zeugt ein Torschnitt von 3,15 nicht gerade von
offensiven Fußballfesten.
Noch
weniger Treffer gab es in der Liga übrigens nur bei den Spielen des TuS
Müschede II zu sehen. Ganze 35 Mal verirrte sich die Kugel in dieser
Spielzeit ins Netz, wenn die Jungs aus dem Eulendorf mit von der Partie
waren.
Was
konnte man also erwarten, wenn die Teams aus Freienohl und Müschede
einmal direkt aufeinandertreffen? Sicherlich kein Ergebnis, wie es anno
1954 in Lausanne zu feiern war.
Umso
mehr überrascht es dann, dass Teamkamerad Horst Köster im
TuRa-II-internen C-Liga-Tippspiel die Bonuswette einging, dass
ausgerechnet gegen den TuS Müschede der deutlichste Saisonsieg
eingefahren würde!
Dass
diese Begegnung von vorne herein nicht als „Hitzeschlacht von Müschede“
in die Geschichtsbücher eingehen würde, war spätestens in dem Moment
klar, als man die warmen Autos in Richtung Sportplatz verließ: Es wehte
nämlich ein Wind, der im Südosten der USA zum Verbarrikadieren von
Fensterläden geführt hätte. Coach Veltins wies sein Team folglich
schon in der Besprechung vor Spielbeginn darauf hin, dass aus diesem
Wetter ein Vorteil für TuRa II entstehen könnte, sofern man in der Hälfte,
in der man den Wind im Rücken habe, einen langen Ball spiele, während
man in der anderen Halbzeit besser flach über außen komme.
Den
heutigen Gegner schätzte er als stärker als die unlängst niedergekämpften
Bruchhausener ein, so dass ein Punkt das Ziel sein sollte. Würde es
heute jedoch schon zum ersten Auswärtssieg der Spielzeit kommen, wäre
es umso besser! Insgesamt sollte man einfach an die vergangenen fünf
starken Halbzeiten anknüpfen. Dann würde es schon gelingen, die
aktuelle Sechs-Punkte-Serie weiter auszubauen.
Taktisch
griff er an diesem Tag auf ein System mit nur einer Spitze zurück: Ünal,
der auf mittlerweile zehn Saisontore zurückblicken kann, sollte von den
offensiven Mittelfeldmännern Jens und André unterstützt werden. In
der Defensive hatte Trainer Feldmann wieder einmal die Möglichkeit, aus
dem Vollen zu schöpfen. Er entschied sich für die Variante mit Kampi
auf der Liberoposition, Matz und Maurer als Manndecker und dem bewährten
Doppelsechser in Person von SaschBe und Kamikazetipper Horst. Die Außenpositionen
sollten Bro und Martin besetzen, als Schlussmann konnte wieder auf
Patrick zurückgegriffen werden.
Die
erste Phase der Partie war vom Abtasten beider Teams bestimmt. Zu
Torgelegenheiten kam es auf beiden Seiten nur vereinzelt. Einen
Distanzschuss von Jens in der sechsten Spielminute konnte der Müscheder
Schlussmann problemlos parieren. Auf der Gegenseite vereitelte SaschBe
kurz darauf eine Gelegenheit mit einer beherzten Grätsche.
Gefährlich
wurde TuRa wie schon in der Vorwoche insbesondere bei langen, hohen Bällen,
die aus dem Halbfeld geschlagen wurden. In der sechzehnten Minute schlug
Olli einen solchen in den Strafraum der Gastgeber, wo André den Ball
per Kopf geschickt auf SaschBe ablegte. Dieser klotzte den Ball jedoch
leider direkt und mit vollem Risiko aus knapp zehn Metern über das Müscheder
Gehäuse! In diesen ersten zwanzig Minuten beherzigte TuRa die Worte
Feldmanns und zog ein flaches und damit recht druckvolles Spiel auf.
Insgesamt konnte der Rückenwind in eine leichte Überlegenheit
umgemünzt werden.
Dennoch
blieb Müschede gefährlich. Ein straffer Freistoß in der 23. Minute
stellte für Keeper Patrick aber kein Problem dar. Ein solches Problem
hatte jedoch ein Müscheder Defensivmann, dem es wegen des Windes nicht
gelang, den Ball zu einem Freistoß ruhig zurechtzulegen (25. - 28.
Spielminute). Hätte man diese Szene in Schwarzweiß gefilmt, hätte sie
ohne weiteres in einen Chaplin-Film eingebaut werden können: Spieler
legt Ball ab – tritt drei Schritte zurück – Ball wird weggepustet -
Spieler legt Ball erneut ab – tritt noch einmal drei Schritte
zurück – Ball wird wieder weggepustet - ...
Nach
einer halben Stunde wurde TuRa ein weiteres Mal mit einem weiten, hohen
Freistoß gefährlich. Wieder brachte Olli den Ball hoch in den
Sechzehner, wo Horst die Kugel per Hinterkopf und Nacken auf das Müscheder
Gehäuse brachte. Leider blieb dieser Versuch, die Führung zu erzielen,
ebensowenig von Erfolg gekrönt wie die folgende Ecke. Es folgten einige Szenen, die Coach Veltins mit dem lautstarken Ausruf „Ihr verpennt das Spiel!“ gut zusammenfasste. Einen Alleingang des rechten Müscheder Mittelfeldmannes konnte Patrick durch gekonntes Verkürzen des Winkels stoppen, ein effetvoller Freistoß in der 34. Minute verfehlte das Freienohler Tor nur knapp. Für Entlastung sorgte Patrick mit einigen weiten Abschlägen, von denen einer – wenn auch windunterstützt – bis hin zum Müscheder Schlussmann flog. Vor dem Ende der ersten Hälfte gelang es Freienohl, wieder in das Spiel zurückzufinden. In der 41. Minute konnte Ünal nur mit einer dunkelgelbverdächtigen Grätsche am Abschluss gehindert werden. Den fälligen Freistoß, den Horst aus aussichtsreicher mittiger Position auf das Tor drosch, entschärfte ein Müscheder Mann mit dem Unterarm. Leider entging dies dem sonst souverän leitenden Unparteiischen. In der dritten Minute der Nachspielzeit zur ersten Hälfte zirkelte Ünal den Ball an Freund und Feind vorbei auf den Müscheder Torwart, der den Ball erst im Nachfassen vor dem heranstürmenden Horst sichern konnte.
Man
ging also mit einem Remis in die Halbzeit. Insgesamt ein
zufriedenstellendes Ergebnis, wie Coach Veltins herausstellte. Unglücklich
war er jedoch darüber, dass sein Team zu wenig aus dem Rückenwind
gemacht habe. Man habe zu tief gestanden, zu viel Zeit in der eigenen Hälfte
verbracht. Auch das Umschalten von Abwehr auf Angriff dauere einfach zu
lange. Man sollte sich darauf einstellen, dass man in der zweiten Hälfte
nicht mehr so sehr mit langen Bällen angreifen könne.
Er
sollte Recht behalten! Der TuS Müschede machte nämlich das, was TuRa
in der ersten Hälfte versäumt hatte: Man eroberte den Ball früh, rückte
weit auf, schlug Kapital aus dem Rückenwind und erarbeitete sich Chance
um Chance.
Einen
Großteil dieser Gelegenheiten vereitelte aber unsere saustarke (wenn
auch in Spielberichten viel zu selten erwähnte :-) ) Verteidigung um
Matz, Olli und Maurer. Kam dennoch einmal ein Ball auf das Tor, war auf
Keeper Patrick absolut Verlass. Einen Eckball, der sich wegen des Windes
direkt und gefährlich auf sein Tor bewegte, entschärfte er Zentimeter
vor der Linie. Zwei Müscheder
Distanzschüsse lenkte er gekonnt über die Torlatte. Insgesamt konnte
TuRa sich an diesem Tag wieder einmal glücklich schätzen, einen Keeper
von seinem Format zu haben.
Insgesamt
waren die Gastgeber in den ersten dreißig Minuten der zweiten Hälfte
das spielbestimmende Team. Nur was hilft den Müschedern ihre Feldüberlegenheit,
wenn sie nicht zu Toren führt? Genau. Recht wenig. Mit einer
geschlossenen kämpferischen Leistung gelang es unseren Jungs nämlich,
jedem Angriff standzuhalten.
Insbesondere
durch unnötige Fouls und Fehlpässe in der eigenen Hälfte verschafften
die Hausherren unserer Elf die Gelegenheit, in der Schlussphase ins
Spiel zurückzukehren. Insbesondere der kämpferisch starke Matz sorgte
mit Ausflügen in die Offensive für einige Entlastung.
Die
letzte Szene des Spiels gehörte jedoch wieder den Hausherren. Eine
Unachtsamkeit in der Freienohler Defensive führte in der 88.
Spielminute dazu, dass der Ball einem Müscheder Akteur fünf Meter vor
dem Freienohler Gehäuse freistehend auf den Fuß fiel. Glücklicherweise
behielt Patrick auch in dieser Szene die Nerven und fing die Kugel
spektakulär zwischen seinen Knien. Insgesamt dürften beide Teams mit dem Resultat zufrieden sein. Während TuRa in der ersten Hälfte leicht überlegen war und einige gute Gelegenheiten zur Führung hatte, gehörte die zweite Halbzeit eher den Gastgebern. Durch eine disziplinierte Leistung konnte der Punkt aber verdient mit heim an den Küppel genommen werden.
Fazit
des Spieltages:
(1)
Durch eine Nullnummer konnten die Unentschiedenkönige der Liga
den Torschnitt ihrer Partien unter drei Treffer (auf 2,93) drücken.
(2)
Nach diesem Remis ist die Veltins-Elf seit drei Partien
ungeschlagen und hat nun die
Möglichkeit, in den Auswärtspartien in Wennigloh und Echthausen
eine durststillende Zehn-Punkte-Serie aufzustellen.
(3)
Wer davon ausgeht, dass TuRa II gegen Müschede den höchsten
Saisonsieg erreicht, hat keinen Pappteller verdient.
(4)
Dass Müschede den „besseren und erfolgreicheren Fußball“
spielt, kann der „Müscheder Kicker“ aus dem TuRa-II-Gästebuch beim
Rückspiel in der Küppelkampfbahn gern zeigen. Ich bin gespannt!
Aufstellung:
Torfolge:
Linienrichter:
Zuschauer:
Spieler
des Tages
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