Der TuRa-II-Spielbericht wird präsentiert von:

 

Ein verdienter und hart erkämpfter Punkt!   

03.12.2006  
TuS Müschede II - TuRa II 0:0

Wir haben es wohl Sönke Wortmann zu verdanken, dass die Fußballweltmeisterschaft 1954   untrennbar mit dem Ausdruck „Das Wunder von Bern“ verbunden bleibt.

Doch wer erinnert sich an die ebenso dramatische „Hitzeschlacht von Lausanne“, die im Laufe desselben Turniers stattfand?  

Acht Tage vor dem geschichtsträchtigen 3:2 durch Helmut „Boss“ Rahn trafen im Stadion La Pontaise in Lausanne die Nationalteams Österreichs und der Schweiz aufeinander.

Und was war an diesem Viertelfinale nun so bemerkenswert?

Trotz der enormen Hitze von 40° im Schatten gelang es den Teams, die 32.000 Zuschauer mit zwölf (!) Toren zu verwöhnen. Österreich gelang es, einen 0:3-Rückstand in ein 7:5 umzubiegen und zog damit in das Halbfinale der Weltmeisterschaft ein.

Diese „Hitzeschlacht von Lausanne“ ist bis heute das torreichste Spiel, das jemals bei einer  Endrunde einer Fußballweltmeisterschaft ausgetragen wurde.

Ein so hohes Resultat passte gut in ein Turnier, das mit 140 Treffern in gerade einmal 26 Spielen als die torreichste aller Weltmeisterschaften in die Fußballgeschichte eingehen sollte. Immerhin entspricht diese Trefferausbeute einem Torschnitt von 5,38! Es muss also eine spannende Sache gewesen sein, in diesem Sommer 1954 Fußballspiele zu schauen.  

Knapp 650 Kilometer weiter nördlich und gut 52 Jahre später kann der treue Anhänger von TuRa II von solchen Torquoten nur noch träumen: In dreizehn Begegnungen konnten gerade einmal 41 Tore bestaunt werden. Gut für die Fans: Die Jungs vom Küppel schossen eines mehr, als sie kassierten! Aber dennoch zeugt ein Torschnitt von 3,15 nicht gerade von offensiven Fußballfesten.

Noch weniger Treffer gab es in der Liga übrigens nur bei den Spielen des TuS Müschede II zu sehen. Ganze 35 Mal verirrte sich die Kugel in dieser Spielzeit ins Netz, wenn die Jungs aus dem Eulendorf mit von der Partie waren.  

Was konnte man also erwarten, wenn die Teams aus Freienohl und Müschede einmal direkt  aufeinandertreffen? Sicherlich kein Ergebnis, wie es anno 1954 in Lausanne zu feiern war.

Umso mehr überrascht es dann, dass Teamkamerad Horst Köster im TuRa-II-internen C-Liga-Tippspiel die Bonuswette einging, dass ausgerechnet gegen den TuS Müschede der deutlichste Saisonsieg eingefahren würde!  

Dass diese Begegnung von vorne herein nicht als „Hitzeschlacht von Müschede“ in die Geschichtsbücher eingehen würde, war spätestens in dem Moment klar, als man die warmen Autos in Richtung Sportplatz verließ: Es wehte nämlich ein Wind, der im Südosten der USA zum Verbarrikadieren von Fensterläden geführt hätte. Coach Veltins wies sein Team folglich schon in der Besprechung vor Spielbeginn darauf hin, dass aus diesem Wetter ein Vorteil für TuRa II entstehen könnte, sofern man in der Hälfte, in der man den Wind im Rücken habe, einen langen Ball spiele, während man in der anderen Halbzeit besser flach über außen komme.

Den heutigen Gegner schätzte er als stärker als die unlängst niedergekämpften Bruchhausener ein, so dass ein Punkt das Ziel sein sollte. Würde es heute jedoch schon zum ersten Auswärtssieg der Spielzeit kommen, wäre es umso besser! Insgesamt sollte man einfach an die vergangenen fünf starken Halbzeiten anknüpfen. Dann würde es schon gelingen, die aktuelle Sechs-Punkte-Serie weiter auszubauen.  

Taktisch griff er an diesem Tag auf ein System mit nur einer Spitze zurück: Ünal, der auf mittlerweile zehn Saisontore zurückblicken kann, sollte von den offensiven Mittelfeldmännern Jens und André unterstützt werden. In der Defensive hatte Trainer Feldmann wieder einmal die Möglichkeit, aus dem Vollen zu schöpfen. Er entschied sich für die Variante mit Kampi auf der Liberoposition, Matz und Maurer als Manndecker und dem bewährten Doppelsechser in Person von SaschBe und Kamikazetipper Horst. Die Außenpositionen sollten Bro und Martin besetzen, als Schlussmann konnte wieder auf Patrick zurückgegriffen werden.  

Die erste Phase der Partie war vom Abtasten beider Teams bestimmt. Zu Torgelegenheiten kam es auf beiden Seiten nur vereinzelt. Einen Distanzschuss von Jens in der sechsten Spielminute konnte der Müscheder Schlussmann problemlos parieren. Auf der Gegenseite vereitelte SaschBe kurz darauf eine Gelegenheit mit einer beherzten Grätsche.

Gefährlich wurde TuRa wie schon in der Vorwoche insbesondere bei langen, hohen Bällen, die aus dem Halbfeld geschlagen wurden. In der sechzehnten Minute schlug Olli einen solchen in den Strafraum der Gastgeber, wo André den Ball per Kopf geschickt auf SaschBe ablegte. Dieser klotzte den Ball jedoch leider direkt und mit vollem Risiko aus knapp zehn Metern über das Müscheder Gehäuse! In diesen ersten zwanzig Minuten beherzigte TuRa die Worte Feldmanns und zog ein flaches und damit recht druckvolles Spiel auf.  Insgesamt konnte der Rückenwind in eine leichte Überlegenheit umgemünzt werden. 

Dennoch blieb Müschede gefährlich. Ein straffer Freistoß in der 23. Minute stellte für Keeper Patrick aber kein Problem dar. Ein solches Problem hatte jedoch ein Müscheder Defensivmann, dem es wegen des Windes nicht gelang, den Ball zu einem Freistoß ruhig zurechtzulegen (25. - 28. Spielminute). Hätte man diese Szene in Schwarzweiß gefilmt, hätte sie ohne weiteres in einen Chaplin-Film eingebaut werden können: Spieler legt Ball ab – tritt drei Schritte zurück – Ball wird weggepustet -  Spieler legt Ball erneut ab – tritt noch einmal drei Schritte zurück – Ball wird wieder weggepustet - ... 

Nach einer halben Stunde wurde TuRa ein weiteres Mal mit einem weiten, hohen Freistoß gefährlich. Wieder brachte Olli den Ball hoch in den Sechzehner, wo Horst die Kugel per Hinterkopf und Nacken auf das Müscheder Gehäuse brachte. Leider blieb dieser Versuch, die Führung zu erzielen, ebensowenig von Erfolg gekrönt wie die folgende Ecke. 

Es folgten einige Szenen, die Coach Veltins mit dem lautstarken Ausruf „Ihr verpennt das Spiel!“ gut zusammenfasste. Einen Alleingang des rechten Müscheder Mittelfeldmannes konnte Patrick durch gekonntes Verkürzen des Winkels stoppen, ein effetvoller Freistoß in der 34. Minute verfehlte das Freienohler Tor nur knapp. Für Entlastung sorgte Patrick mit einigen weiten Abschlägen, von denen einer – wenn auch windunterstützt – bis hin zum Müscheder Schlussmann flog.

Vor dem Ende der ersten Hälfte gelang es Freienohl, wieder in das Spiel zurückzufinden. In der 41. Minute konnte Ünal nur mit einer dunkelgelbverdächtigen Grätsche am Abschluss gehindert  werden. Den fälligen Freistoß, den Horst aus aussichtsreicher mittiger Position auf das Tor drosch, entschärfte ein Müscheder Mann mit dem Unterarm. Leider entging dies dem sonst souverän leitenden Unparteiischen. In der dritten Minute der Nachspielzeit zur ersten Hälfte zirkelte Ünal den Ball an Freund und Feind vorbei auf den Müscheder Torwart, der den Ball erst im Nachfassen vor dem heranstürmenden Horst sichern konnte.

 Man ging also mit einem Remis in die Halbzeit. Insgesamt ein zufriedenstellendes Ergebnis, wie Coach Veltins herausstellte. Unglücklich war er jedoch darüber, dass sein Team zu wenig aus dem Rückenwind gemacht habe. Man habe zu tief gestanden, zu viel Zeit in der eigenen Hälfte verbracht. Auch das Umschalten von Abwehr auf Angriff dauere einfach zu lange. Man sollte sich darauf einstellen, dass man in der zweiten Hälfte nicht mehr so sehr mit langen Bällen angreifen könne.

Er sollte Recht behalten! Der TuS Müschede machte nämlich das, was TuRa in der ersten Hälfte versäumt hatte: Man eroberte den Ball früh, rückte weit auf, schlug Kapital aus dem Rückenwind und erarbeitete sich Chance um Chance.

Einen Großteil dieser Gelegenheiten vereitelte aber unsere saustarke (wenn auch in Spielberichten viel zu selten erwähnte :-) ) Verteidigung um Matz, Olli und Maurer. Kam dennoch einmal ein Ball auf das Tor, war auf Keeper Patrick absolut Verlass. Einen Eckball, der sich wegen des Windes direkt und gefährlich auf sein Tor bewegte, entschärfte er Zentimeter vor der Linie. Zwei  Müscheder Distanzschüsse lenkte er gekonnt über die Torlatte. Insgesamt konnte TuRa sich an diesem Tag wieder einmal glücklich schätzen, einen Keeper von seinem Format zu haben.

Insgesamt waren die Gastgeber in den ersten dreißig Minuten der zweiten Hälfte das spielbestimmende Team. Nur was hilft den Müschedern ihre Feldüberlegenheit, wenn sie nicht zu Toren führt? Genau. Recht wenig. Mit einer geschlossenen kämpferischen Leistung gelang es unseren Jungs nämlich, jedem Angriff standzuhalten.

Insbesondere durch unnötige Fouls und Fehlpässe in der eigenen Hälfte verschafften die Hausherren unserer Elf die Gelegenheit, in der Schlussphase ins Spiel zurückzukehren. Insbesondere der kämpferisch starke Matz sorgte mit Ausflügen in die Offensive für einige Entlastung.

Die letzte Szene des Spiels gehörte jedoch wieder den Hausherren. Eine Unachtsamkeit in der Freienohler Defensive führte in der 88. Spielminute dazu, dass der Ball einem Müscheder Akteur fünf Meter vor dem Freienohler Gehäuse freistehend auf den Fuß fiel. Glücklicherweise behielt Patrick auch in dieser Szene die Nerven und fing die Kugel spektakulär zwischen seinen Knien.

Insgesamt dürften beide Teams mit dem Resultat zufrieden sein. Während TuRa in der ersten Hälfte leicht überlegen war und einige gute Gelegenheiten zur Führung hatte, gehörte die zweite Halbzeit eher den Gastgebern. Durch eine disziplinierte Leistung konnte der Punkt aber verdient mit heim an den Küppel genommen werden.

Fazit des Spieltages:  

(1)       Durch eine Nullnummer konnten die Unentschiedenkönige der Liga den Torschnitt ihrer Partien unter drei Treffer (auf 2,93) drücken.

 (2)       Nach diesem Remis ist die Veltins-Elf seit drei Partien ungeschlagen und hat nun die    Möglichkeit, in den Auswärtspartien in Wennigloh und Echthausen eine durststillende Zehn-Punkte-Serie aufzustellen.

(3)       Wer davon ausgeht, dass TuRa II gegen Müschede den höchsten Saisonsieg erreicht, hat keinen Pappteller verdient.

(4)       Dass Müschede den „besseren und erfolgreicheren Fußball“ spielt, kann der „Müscheder Kicker“ aus dem TuRa-II-Gästebuch beim Rückspiel in der Küppelkampfbahn gern zeigen. Ich bin gespannt!

Aufstellung:
Patrick – Kampi sen. - Maurer, Matz – Horst, SaschBe – Martin (45. Ramme), André, Jens (86. Sibbi), Bro (65. Bölte) - Ünal

Torfolge:
0:1 Matthias Wrede (89.) (Hätte man ihn nach eigener Aussage nur rechtzeitig eingewechselt...)

Linienrichter:
Hans „The Body“ Heppner

Zuschauer:
das treue Dutzend Müllers, Miss Steffi Bölte, die Bräkelmanns, Kossi & Kids

 

Spieler des Tages

 
Patrick „Die Mauer“ Bräkelmann

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